Karl Nolle, MdL

Agenturen ddp-lsc, 16:03 Uhr, 24.08.2007

Krise bei Sachsen LB verschärft sich

Zeitung: Neues Liquiditätsloch von 400 Millionen Euro - Zusammenschluss mit LBBW wahrscheinlich
 
Leipzig (ddp-lsc). Die Situation bei der durch die US-Hypothekenkrise in Schieflage geratenen Sachsen LB spitzt sich offenbar weiter zu. Wie «Die Welt» (Samstagausgabe) unter Berufung auf Bankenkreise berichtet, wollen die Eigentümer der angeschlagenen sächsischen Landesbank am Wochenende über einen Zusammenschluss mit einem anderen Landesinstitut entscheiden. Grund für die Eile sei ein neues Liquiditätsloch in Höhe von rund 400 Millionen Euro. Favorit für einen Zusammenschluss sei die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Am Samstag wird sich das sächsische Kabinett in einer Sondersitzung mit dem Thema Sachsen LB beschäftigen.

Die Sachsen LB dementierte indes die Existenz eines neuen Liquiditätslochs. Bisher sei die vor einer Woche von Sparkassen gewährte Kreditlinie von 17,3 Milliarden Euro noch nicht in Anspruch genommen worden, sagte ein Sprecher der Landesbank.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dringt hingegen laut «Welt» bei der Sachsen LB auf eine schnelle Lösung. «Die Alternativen sind nur eine Schließung des Instituts oder eine Übernahme durch eine andere Bank», zitiert die Zeitung eine mit den Vorgängen vertraute Person.

Dem Blatt zufolge ist eine Vorentscheidung zugunsten der LBBW gefallen. Am Freitagmorgen um 10.00 Uhr hätten in Dresden Verhandlungen mit den Stuttgartern über die Konditionen eines Zusammengehens begonnen. Am späten Nachmittag sollte es der Zeitung zufolge aber auch noch Gespräche mit der Nord/LB geben. Endgültig werde bei einem Eigentümertreffen am Sonntagabend über die Zukunft der Bank entschieden, hieß es weiter.

Vorgesehen sei, dass der neue Eigentümer die Lücke in Höhe von 400 Millionen Euro sofort schließt und sich gleichzeitig verpflichtet, in den kommenden 10 bis 24 Monaten das Institut zu übernehmen. Über die Höhe des Preises solle sich erst später verständigt werden.

Die Eigentümer der LBBW sind offen für einen Einstieg bei den Sachsen. «Wir stehen bereit, sofern sichergestellt ist, dass wir dadurch nicht bis über beide Ohren in Risiken versinken», sagte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, dem Blatt. Ein Sprecher der baden-württembergischen Landesregierung wollte sich auf Anfrage aber nicht zu dem Zeitungsbericht äußern.

Wegen der US-Hypothekenkrise war der von einer Sachsen-LB-Tochter gemanagte Fonds Ormond Quay in Bedrängnis geraten. Die

Sparkassen-Finanzgruppe musste eine Kreditlinie in Höhe von 17,3 Milliarden Euro bereitstellen. Am Freitagmorgen hatte die Sachsen LB, an der die Sachsen Finanzgruppe der Sparkassen 63 Prozent und der Freistaat Sachsen 37 Prozent hält, die Bekanntgabe ihrer Halbjahreszahlen ohne Angabe von Gründen auf den 31. August verschoben. Am Donnerstag war das für das Auslandsgeschäft verantwortliche Sachsen-LB-Vorstandsmitglied Stefan Leusder zurückgetreten.
von Thomas Badtke

ddp/bad/pon
241603 Aug 07