Karl Nolle, MdL

DIE WELT, 25.08.2007

Landesbank Sachsen taumelt am Abgrund

Weitere 400 Millionen Euro fehlen - Hektische Suche nach Käufer - Krisensitzung des Kabinetts
 
Berlin - Die Krise um die angeschlagene Landesbank Sachsen (SachsenLB) hat sich dramatisch zugespitzt.Nach WELT-Informationen fehlen dem Leipziger Geldhaus weitere 400 Millionen Euro, um Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Die Finanzaufsicht BaFin soll die Eigentümer - den Freistaat Sachsen und eine von Sparkassen getragene Finanzgruppe - aufgefordert haben, schnell zu handeln. "Die Alternativen sind nur eine Schließung des Instituts oder eine Übernahme durch eine andere Bank", hieß es in Finanzkreisen.

Eine BaFin-Sprecherin sagte aber, es sei nicht korrekt, "dass eine Schließung der SachsenLB eine Option darstellt". Das Institut selbst wollte zu den neuen Problemen keine Stellungnahme abgeben.Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) hat wegen der Krise sein Kabinett zu einer Sondersitzung am heutigen Samstag einberufen. Einziger Tagesordnungspunkt ist der Bericht des Finanzministers Horst Metz (CDU) zur Lage der SachsenLB. Beide Politiker stehen wegen Fehlspekulationen bei einer Irland-Tochter der Landesbank heftig in der Kritik.

In einer bislang einmaligen Rettungsaktion musste die Sparkassenorganisation der SachsenLB erst vor einer Woche über 17,3 Milliarden Euro einräumen. In diesem Zusammenhang musste der Freistaat Sachsen eine Bürgschaft für mögliche Verluste bis zum Jahr 2015 abgeben.Bereits gestern wurde mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der NordLB über eine Auffanglösung verhandelt. Beide Institute sind offenbar bereit, die SachsenLB zu übernehmen.

Schon am Sonntag soll Klarheit über den künftigen Eigentümer herrschen, war zu erfahren. Dem Vernehmen nach ist eine Vorentscheidung zugunsten der LBBW gefallen. "Wir stehen bereit, sofern sichergestellt ist, dass wir dadurch nicht bis über beide Ohren in Risiken versinken", sagte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg.Die Stuttgarter LBBW soll im Falle des Zuschlags sofort die Liquiditätslücke der SachsenLB von 400 Millionen Euro schließen. Da weitere Risiken drohen, könnte eine endgültige Übernahme der SachsenLB durch die LBBW erst in zehn bis 24 Monaten erfolgen.
Von S. Jost, U. Müller und K. Seibel