Karl Nolle, MdL

Süddeutsche Zeitung online, 27.08.2007

Notverkauf der Sachsen LB

"Manche Banken haben unverantwortlich gehandelt"
 
Der Verkauf der siechen Sachsen LB ist nur die Spitze des Eisbergs - mit riskanten Geschäften haben sich manche Landesbanken in wenigen Jahren um Kopf und Kragen gebracht. Warum sich die Probleme über Nacht offenbar nicht lösen lassen.

Der Verkauf der Sachsen LB an die Landesbank Baden-Württemberg dürfte nur ein Zwischenschritt sein bei der Konzentration der Branche, schreibt die Financial Times. Hauptgrund sei der "Liquiditätsdruck", den die Institute seit wenigen Jahren spürten, so das renommierte Finanzblatt.

Im Jahr 2005 fielen nach einem Ukas aus Brüssel die staatlichen Garantien für die öffentlich-rechtlichen Banken. Ein herber Schlag. Vorher hatten West LB & Co. dank des starken Bürgen deutlich günstiger Geld leihen können als private Banken.

Nach dem Wegfall des Privilegs purzelten schlagartig die Gewinne - die Banken mussten sich neue Geschäfte einfallen lassen. "Alle Landesbanken legten ihr Geld in riskantere Fonds an", zitiert die FT einen Ínsider. "Manche haben dabei unverantwortlich gehandelt."

Wer mit neuen Geschäftsmodellen Erfolg habe, etwa die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), dürfte zu den Gewinnern der Neuordnung gehören, schreibt die FT. Mindestens ein großer Deal in der Branche werde bald folgen. Die West LB sei nach einer Pannenserie im Investmentbanking reif, geschluckt zu werden.

Die Hürden für Übernahmen seien im Landesbanken-Sektor jedoch generell hoch. Politische Ränkespiele und lokale Befindlichkeiten dürften es erschweren, Kosten zu sparen. Ein Zusammenschluss von LBBW und West LB hätte nach jetzigem Stand fünf Zentralen. Es sei damit zu rechnen, dass lokale Politiker sich querstellen, wenn die Zahl der Hauptquartiere gesenkt werden solle.

Außerdem habe die Dachorganisation der Sparkassen Sorge, dass die agile LBBW zu mächtig werde. Die Landesbanken sind Mitglied im Sparkassenverband. Muss die nächste Landesbank in Schieflage geraten, damit ein Deal über die Bühne gehen kann?