Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 14.09.2007

Die Kronprinzen Flath und de Maizière stehen bereit – notfalls

Der Kultusminister und der Kanzleramtschef gelten als mögliche Retter, wenn Milbradt scheitert.
 
Gelassenheit ist eine seiner Stärken. Und abwarten kann Steffen Flath auch. Der Kultusminister und CDU-Landesvize gilt in Sachsen seit Jahren als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge auf dem Stuhl des sächsischen Ministerpräsidenten. In diesen Tagen jedoch hält sich der 50-Jährige noch auffälliger zurück als sonst, wenn es um seine künftigen Ambitionen geht. Und er betont mittlerweile schon leicht genervt, dass er gerne Kultusminister sei. Ambitionen? Er habe noch nie eine Nacht nicht gut geschlafen, weil ihn der Ehrgeiz zerfressen habe, endlich Regierungschef zu werden, winkte er kürzlich erneut ab. Typisch Flath.

Der Erzgebirgler hat sich stets loyal verhalten und ist seinem umstrittenen Regierungschef Georg Milbradt nie in den Rücken gefallen – das war auch unter Kurt Biedenkopf nicht anders. „Ich wünsche mir vor allem Stabilität“, sagte Flath gestern kurz vor dem entscheidenden Partei-Treffen in Mittweida. Das wichtigste Reformprojekt, die Kreisreform, dürfe nicht mehr gefährdet werden, dafür wirbt er –nicht etwa für sich selbst. Und da ist er sich mit seinem Freund, Ex-Innenminister Thomas de Maizière (CDU) auch einig. Der Kanzleramtschef begleitet auch von Berlin aus noch immer auffällig intensiv die sächsischen Parteifreunde aus der Ferne mit guten Ratschlägen.

Das Duo Flath/de Maizière, so wird in CDU-Kreisen kolportiert, wäre eine Traumbesetzung für die Landesspitze: Flath als Fraktionschef, de Maizière als Ministerpräsident. Beide ergänzten sich nahezu perfekt: Der eine, Steffen Flath, der Sachse, volksnah, beliebt in Partei und Fraktion; der andere, Thomas de Maizière, der bundespolitisch erfahrene, mit kühlem Intellekt und ausgeprägtem Ehrgeiz. Und es heißt sogar, die beiden hätten das schon so unter sich ausgemacht, wenn es denn zu einem plötzlichen Aus für Milbradt käme – an diesem Parteitag oder vielleicht irgendwann später. Eine „Rettungsbesatzung“ auf Abruf quasi.

De Maizière jedenfalls hat den Wunsch, eines Tages die Geschicke Sachsens zu lenken, längst nicht aufgegeben. Sein Arbeitsort ist zwar Berlin, aber seine Zukunftsträume scheinen eher sächsisch. Für den Notfall stünde de Maizière bereit – aber wenn der erst 2009 einträte, wäre es ihm lieber, heißt es.
Von Annette Binninger