Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 21.09.2007

LBBW stellt SachsenLB Kreditlinie bereit

Immobilienkrise lastet weiter auf Finanzsektor / Ackermann optimistisch
 
Stuttgart/Frankfurt/Main (ddp). Die weltweite Finanzkrise belastet wei- ter den deutschen Bankenmarkt. Die neue Muttergesellschaft der SachsenLB, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), hat gestern einer Zweckgesellschaft der sächsischen Landesbank eine Kreditlinie über 90 Tage zur Verfügung gestellt, teilte die betroffene Sachsen Funding mit. Kurzfristige Verbindlichkeiten könnten so erfüllt und ein Verkauf von Vermögensgegenständen (Assets) mit hohen Verlusten vermieden werden. Bei führenden Bankenchefs gehen indes die Meinungen über ein anstehendes Ende der Finanzkrise auseinander. Sachsen Funding und andere nicht in der Bilanz der SachsenLB angesiedelte Zweckgesellschaften brachten die Landesbank im Zuge der fortdauernden Finanzkrise im August derart in finanzielle Schwierigkeiten, dass die Bank Ende des Monats von der LBBW übernommen werden musste.

Sachsen Funding ist ein so genanntes Structured Investment Vehicle (SIV). Es verfügt über ein Portfolio von 74 hochrangigen Wertpapieren, so genannten RMBS, die mit Haushypothekenkrediten aus den USA besichert sind. Sie kommen zusammen auf einen Nominalwert von 2,25 Milliarden Dollar. Wegen zunehmender Zweifel am Markt wegen der Werthaltigkeit dieser Art von Wertpapieren kam die Gesellschaft mit der Refinanzierung dieser Wertpapiere in Schwierigkeiten. Überwiegend geschieht die Refinanzierung über kurzfristige Schuldtitel, so genannte Commercial Paper. Sie sind am Markt seit August nicht mehr absetzbar.
Fällige Commercial Paper will Sachsen Funding nun über die Kreditlinie der LBBW bedienen. Ohne die Finanzspritze hätte das SIV die Wertpapiere nach eigenen Angaben mit so hohen Verlusten verkaufen müssen, dass die Investoren eine Rückzahlung erhalten hätten.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hält die internationale Krise der Finanzmärkte die deutschen Banken betreffend allerdings für beinahe überwunden. Im Zusammenhang mit den Turbulenzen sagte er am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, er gehe davon aus, dass es keine weiteren Überraschungen gebe. In Deutschland herrschten striktere Standards bei der Kreditvergabe als in Großbritannien, zudem scheuten die Deutschen vor Überschuldung zurück. Die Turbulenzen um die deutschen Institute IKB und SachsenLB seien Ausnahmen gewesen, betonte er.

Dagegen ist nach Ansicht der US-Investmentbank Goldman Sachs die Finanzkrise noch nicht überwunden. „Die Märkte haben eine gewaltige Bereinigung erlebt, und ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es noch zu weiteren Anpassungen kommt“, sagte der Vorstandschef der 1869 gegründeten Bank, Lloyd C. Blankfein, in einem gestern vorab veröffentlichten Bericht des Manager Magazins.

Nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der DZ Bank, Wolfgang Kirsch, wird das Kreditgewerbe aus der derzeitigen Krise gestärkt hervorgehen. Phasen wie die jetzige trügen zur Marktbereinigung bei, sagte Kirsch der Börsen-Zeitung. Banken, die nicht über ein tragfähiges Kundengeschäft verfügten und deshalb verstärkt Risiko suchten, müssten unter Umständen aus dem Markt ausscheiden. „Das macht den gesamten Sektor aber nicht krank, es macht ihn eher gesünder.“