Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 15.10.2007

Landesbank rutscht tief in rote Zahlen

Hoher Verlust, gestiegene Risikovorsorge, keine Zinszahlungen: Die Lage der Sachsen-LB ist prekär.
 
Leipzig. Die Landesbank Sachsen (Sachsen-LB) wird dieses Jahr erstmals seit 1995 rote Zahlen schreiben. „Ein ausgeglichenes Ergebnis ist für 2007 nicht mehr erreichbar“, teilte sie gestern in Leipzig mit.

Danach betrug der Verlust bereits Ende September 54 Millionen Euro. Darin sind die 250 Millionen Euro enthalten, die die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) als Käufer der Sachsen-LB angezahlt hat. Ohne diese Summe stünden die Leipziger mit mehr als 300 Millionen Euro in der Kreide.

Die Bank teilte ferner mit, dass sich ihre Risikovorsorge bis Ende September auf 351 Millionen Euro beläuft. Das ist fünfmal so viel wie die Vorsorge für das gesamte Jahr 2006. Die Risikovorsorge ist eine Art Rückstellung, in der eine Bank notleidende Kredite und Wertminderungen ihrer Wertpapiere zusammenfasst. Laut einer Banksprecherin sind darin auch „Abschreibungen aus dem Geschäft der Banktochter in Dublin enthalten“. Wie hoch die sind, sagte sie nicht.

Zudem räumte die Sachsen-LB ein, dieses Jahr die Zinszahlungsverpflichtungen für ihre Genussscheine nicht bedienen zu können. Genussscheine sind Wertpapiere, bei denen Käufer – anders als bei Aktien – nicht zum Miteigentümer werden, aber Zinsen erhalten.

Sachsens Finanzminister Stanislaw Tillich (CDU): „Schon vor zwei Monaten hat die Sachsen-LB darauf hingewiesen, dass das Jahresergebnis durch die Marktstörungen belastet werden kann. Daher ist die Meldung nicht überraschend. Sie lässt auch keine Rückschlüsse auf den Wert der Bank zu, da die Bank zum Bilanzstichtag am 31. Dezember 2007 bewertet wird.“

Die Sachsen-LB war im August nach riskanten Geschäften ihrer Dubliner Tochter durch den Verkauf an die LBBW gerettet worden. Später trat der damalige Finanzminister Horst Metz (CDU) zurück.
Von Ulrich Wolf und Gunnar Saft