Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 27.10.2007

Strafbefehl für frühere MDL-Chefin

Das Amtsgericht Dresden verhandelt über Andrea Braun, Ex-Chefin einer Landesbank-Tochter. Ohne die Angeklagte.
 
Dresden. Die Verhandlung war binnen weniger Minuten beendet. Das Amtsgericht Dresden machte gestern kurzen Prozess mit Andrea Braun, Ex-Chefin der Mitteldeutschen Leasing AG (MDL). Fazit der Blitz-Verhandlung: Die frühere Spitzenmanagerin der Landesbank-Tochter soll mit einem Strafbefehl in Höhe von rund 8000Euro den bisher einzigen juristisch fassbaren Skandal der Kette von Landesbank-Skandalen, endgültig hinter sich lassen können. Das Gericht räumte ihr eine Woche ein, um das Angebot auf dem Silbertablett – so Beobachter – anzunehmen.

Braun war Ende 2006 wegen Beihilfe zur uneidlichen Falschaussage angeklagt worden. Der Anlass liegt fast drei Jahre zurück: In einem Gerichtsstreit um eine aktienrechtliche Mitteilung der Landesbank hatte Braun, so sieht es das Gericht als erwiesen an, den damaligen Leiter des Bank-Vorstands, Christian S. zu einer Falschaussage gedrängt. S. wurde wegen Falschaussage bereits vor einigen Monaten rechtskräftig zu 90 Tagessätzen verurteilt.

Auf der Sonneninsel Zypern

Andrea Braun selbst erschien gestern erst gar nicht zur Verhandlung wie sonst bei Strafsachen erforderlich. Dem Gericht liege keine ladungsfähige Anschrift der Angeklagten vor, hieß es. Pikantes Detail: Braun lebt mit ihrem Lebensgefährten Michael Weiss, der Anfang 2005 als Vorstandschef der Landesbank abberufen wurde, auf der Sonneninsel Zypern. Die einstige Spitzenverdienerin habe derzeit kein Einkommen, teilte ihr Rechtsanwalt Stefan Heinemann gestern vor Gericht mit.

Noch immer streitet die Bankerin vor dem Arbeitsgericht Leipzig um ihre Wiederbeschäftigung bei der Landesbank. Sie hatte sich in ihrem MDL-Vertrag eine Art „Rückfahrkarte“ in das mittlerweile notverkaufte Institut gesichert. Das Verfahren ruhe derzeit, teilte das Arbeitsgericht auf SZ-Anfrage mit.

Mit dem absehbaren Ende des Dresdner Verfahrens dürfte sich auch der Untersuchungsausschuss des Landtags erneut für Andrea Braun interessieren. Bisher lehnte sie eine Befragung stets mit Hinweis auf das Verfahren ab. Doch der Befragungswunsch der Politik könnte an der gleichen Tücke scheitern wie das Ansinnen der Justiz: am ungeklärten Wohnort. Irgendwo auf Zypern.
Von Annette Binninger