Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 09.11.2007

Verurteilter rollt Attentat wieder auf

Die Ermittlungen um den Anschlag auf Manager Klockzin sollen wieder aufgenommen werden, beantragt ein Anwalt.
 
Der Anschlag auf den Wohnungsmanager Martin Klockzin aus dem Jahr 1994 soll neu aufgerollt werden. Das hat jetzt einer der für diese Tat Verurteilten beantragt.

Sein Mandant Ramilo W. sei wegen des Anschlags 1996 vom Landgericht Leipzig zu lebenslanger Haft verurteilt worden, erklärte gestern der Frankfurter Rechtsanwalt Ulrich Sommer. Nach einem Jahrzehnt stelle sich der Fall völlig anders dar. Inzwischen seien die Hintermänner des Anschlages gefasst und hätten versichert, dass damit lediglich eine Körperverletzung beabsichtigt war. In Vernehmungen hätten sie gesagt, dass ihr Interesse an Grundstücksgeschäften Anlass für den Anschlag gewesen sei. So ging es um das Grundstück Riemannstraße 52 in Leipzig.

Nach Ansicht von Anwalt Sommer gibt es zwischenzeitlich neue Erkenntnisse darüber, in welchem Umfang auch Justizangehörige in Grundstücksgeschäfte der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB) verwickelt waren. Außerdem gebe es von Schusssachverständigen neue Gutachten und Aussagen, die die Interpretation des Urteils aus dem Jahre 1996 widerlegen. Diese Erkenntnisse stammen insbesondere aus dem Prozess gegen die beiden Hintermänner des Anschlages, der 2003 mit einer Einstellung endete.

Erst vor Tagen hatte der Chef einer hochrangigen Prüfgruppe des Innenministeriums in seinem Abschlussbericht geäußert, im Fall Klockzin aufgeworfene Fragen seien „bis heute nicht geklärt“. So sei unklar, warum die Hintermänner des Anschlags nicht viel früher ermittelt und angeklagt wurden.

Wie Sommer erklärte, hätten Recherchen der letzten Jahre darüber hinaus unfassbare Aktenmanipulationen der Ermittlungsbehörden zutage gefördert. So seien Erkenntnisse der Polizei zur Einleitung des Verfahrens gegen seinen Mandanten und die Mitbeschuldigten in der Akte gefälscht. Zahlreiche Erkenntnisse während der Ermittlungen, so glaubt Sommer, wurden aus ihm zugänglichen Akten entfernt. Ein Großteil der Papiere sei nunmehr aufgetaucht. Mit der Wiederaufnahme des Fall wird eine neue Hauptverhandlung angestrebt.
Von Thomas Schade