Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 17.11.2007

Tödliches Ende einer Affäre

Eine Schlüsselfigur im Landesbank-Skandal ist tot: Ex-MDL-Vorstand Ludwig Hausbacher hat sich erschossen.
 
Er war eine der schillerndsten Figuren in der jahrelangen Affäre um die Sachsen Landesbank. Und so eilte die Nachricht von seinem plötzlichen Tod gestern blitzschnell durch den Freistaat: Ludwig Hausbacher, der frühere Vorstand der Landesbank-Tochter Mitteldeutsche Leasing AG (MDL), hat sich das Leben genommen.

Der 49-jährige Unternehmer erschoss sich bereits am Mittwoch in seinem Privathaus im bayerischen Tutzing. Hausbacher hinterlässt seine Ehefrau und zwei Kinder. Die Gründe für seinen Selbstmord liegen noch im Dunkeln. Vertraute wie Hausbachers früherer enger Mitarbeiter und Biedenkopf-Schwiegersohn Andreas Waldow, zeigten sich gestern schockiert. Er, gehe davon aus, dass die Gründe für Hausbachers Entscheidung rein privater Natur seien, so Waldow.

Ludwig Hausbacher, das war eine der Schlüsselfiguren in der jahrelangen Landesbank-Affäre. Einen „Wirtschaftskrimi", so hat der ungestüme Unternehmer die Affäre mal genannt, der hartnäckig und zornig, gelegentlich wie Michael Kohlhaas, um sein Recht kämpfte. Vom Partner der Landesregierung zum Buhmann und erklärten „Kriegsgegner" in mehr als 20 Gerichtsverfahren - für Hausbacher war das ein kurzer Weg. Der eloquente Unternehmer hatte beste Kontakte zu wichtigen Unternehmer-Familien - Quandts, Haniels, Beisheim. Das nutzte auch der Freistaat gern.

Druck auf Georg Milbradt

Der Streit entzündete sich an der MDL. Im Jahr 2000 hatte Hausbacher mit der Landesbank die Leasing-Tochter gegründet. Er wurde Vorstand und hielt mit seinem Unternehmen, der IIL GmbH, 49 Prozent, die Landesbank hielt den Rest. Doch schon 2003 zerbrach die Allianz. Der Kampf um den Wert der Hausbacher-Anteile entbrannte. Auf seinen Vorstandsposten rückte Andrea Braun nach - die Geliebte des damaligen Landesbank-Chefs Michael Weiss.

Im Hintergrund wurden geschickt die Fäden gezogen. Immer neue Skandale, Ungereimtheiten und Probleme in der Bank tauchten auf; vom übergroßen Dienstwagen, überhöhten Gehältern bis hin zu merkwürdigen Anlage-Geschäften.

Nicht nur die Bank-Spitze auch die Landesregierung um Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) kam 2005 so schwer unter Druck. Sie mussten die Bank-Vorstände abberufen. Dann tauchte auch noch ein Brandbrief von Ex-Regierungschef Kurt Biedenkopf an Milbradt auf. Der sei an dem Bank-Desaster schuld, empörte sich „Biko". Damit brachen auch alte CDU-Lagerkämpfe wieder los. Und Biedenkopfs Schwiegersohn, Andreas Waldow, mischte als Hausbachers Sprecher kräftig mit. Eine Prozesslawine rollte an. Klagen, Gegenklagen, Anzeigen. Der Landtag richtete einen Untersuchungsausschuss ein. Im Herbst 2006 kehrte plötzlich Ruhe ein. Ein überraschender Vergleich beendete den jahrelangen Kleinkrieg. 14,9 Millionen Euro bekommt Hausbacher für seine MDLAnteile. Er hatte gewonnen.

Inzwischen gibt es die IIL GmbH von Ludwig Hausbacher nicht mehr. Im April 2007 war sie zunächst umgewandelt, wenig später ganz verschwunden. Ironie der Geschichte: Auch die Landesbank als eigenständiges, landeseigenes Institut gibt es heute nicht mehr.
Annette Binninger