Karl Nolle, MdL

Financial Times Deutschland, FTD, 29.11.2007

LBBW - Musterschüler aus dem Süden gestolpert

 
Das ist eine Nachricht, bei der Schadenfreude garantiert ist: Die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten haben jetzt auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erwischt.

Die Schwaben, deren Auftreten vom Rest der Branche stets als etwas hochmütig empfunden wird, dürften mit ihrem Engagement bei Kreditderivaten und strukturierten Produkten mindestens 800 Mio. Euro verlieren. Im schlimmsten Fall droht sogar ein negatives Jahresergebnis.

Für LBBW-Chef Siegfried Jaschinski ist das kein Drama, aber doch ein peinlicher Rückschlag. Sein Institut pflegt den Ruf des Musterschülers, und Jaschinski genießt seinen Part als wichtigster Landesbanker. Dass er Kollegen bisweilen von oben herab behandelt, hat ihm im öffentlich-rechtlichen Sektor keine Freunde gebracht. Nun leidet das makellose Bankimage, und auch der Glanz des Chefs strahlt matter.

Wirtschaftlich stellen die Abschreibungen für die LBBW angesichts eines Eigenkapitals von knapp 12 Mrd. Euro keine ernsthafte Gefahr dar. Selbst wenn sich der Abschreibungsbedarf im Laufe des Jahres erhöhen sollte, wird sie die Krise nicht derart heftig durchschütteln wie die Sachsen LB oder die WestLB.

Der ökonomische Schaden lässt sich aber nicht nur an der Bilanz ermessen. Jaschinski wird es nun deutlich schwerer haben, seine Lieblingsrolle als treibende Kraft bei der überfälligen Konsolidierung im Landesbankensektor zu spielen.

In Sachen Schadenfreude sollten sich kluge Konkurrenten allerdings zurückhalten. Wenn die Finanzkrise die größte Landesbank erfasst, ist das auch ein Zeichen, dass weitere böse Überraschungen in dem Sektor jederzeit möglich sind - zumal Institute wie die BayernLB ihre Risiken noch gar nicht aufgedeckt haben. Einigen könnte das höhnische Lachen im Hals stecken bleiben.