Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 30.11.2007

LBBW büßt Millionen ein

Landesbank muss hohe Abschreibungen verkraften / Neue Spekulationen um SachsenLB
 
Stuttgart/Dresden (ken/rtr). Die Krise an den Finanzmärkten reißt nun auch in die Bilanz der größten deutschen Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein tiefes Loch. Die Bank muss rund 800 Millionen Euro Abschreibungen verkraften, weshalb ihr Gewinn im dritten Quartal nach deutschem Bilanzrecht (HGB) zurückging. „So konnte die LBBW ein Ergebnis vor Steuern von 656 Millionen Euro ausweisen“, sagte Bank-Sprecher Michael Pfister dieser Zeitung und räumte damit einen Rückgang um 14,9 Prozent gegenüber 2006 ein. Dadurch erhalten auch die hochfliegenden Stuttgarter Pläne zur Konsolidierung der öffentlich-rechtlichen Banken unter Führung der LBBW einen Dämpfer. Der zusammengebrochene Handel mit verbrieften Kreditforderungen zwingt Finanzkreisen zufolge die SachsenLB, die gerade von der LBBW geschluckt wird, immer tiefer in Knie.

„In den Anlagebüchern der LBBW ist es auf Grund der Marktturbulenzen teilweise zu Kursverlusten gekommen“, räumte Pfister weiter ein. Eine verlässliche Prognose über das Ausmaß der Belastungen für den erstmals nach den neuen Bilanzregeln IFRS erstellten Jahresabschluss sei wegen der anhaltenden Marktschwankungen noch nicht möglich. Nach den internationalen Standards (IFRS) werden die Belastungen zunächst zum größten Teil ergebnisneutral in einer Rücklage verbucht, mögliche Kursgewinne könnten später gegengerechnet werden.

Die gute Eigenkapitalbasis von mehr als 19 Milliarden Euro erlaube es, die derzeit praktisch unverkäuflichen Finanzanlagen bis zur Fälligkeit zu halten. „Die LBBW wird 2007 nicht in die roten Zahlen rutschen“, beruhigte eine mit der Situation vertraute Person. Die Höhe der Belastungen überraschte die Experten dennoch. Denn bislang hatte die vom Land Baden-Württemberg und den Sparkassen kontrollierte LBBW erklärt, sie sei von den Verwerfungen am Verbriefungsmarkt „nur am Rande betroffen“. Die Risikovorsorge war zum Halbjahr demonstrativ nur minimal erhöht worden. Zur LBBW gehört auch die Landesbank Rheinland-Pfalz, die Berichten zufolge für rund die Hälfte der Abschreibungen verantwortlich ist.

Als Mühlstein am Hals der LBBW erweist sich die im Sommer beinahe zusammengebrochene SachsenLB, die zum Jahresende unter das Dach der Stuttgarter schlüpfen will. Bis dahin könnte das Eigenkapital des Dresdner Instituts aufgezehrt sein, wenn sich die Marktlage nicht verbessere, soll ein Insider gesagt haben. Das Land Sachsen müsse zusätzliche Sicherheiten von 500 Millionen Euro übernehmen, um die Bank überhaupt abstoßen zu können, hieß es in den Kreisen. „Es gibt derzeit keine Pläne von dem Vorhaben, die SachsenLB zu übernehmen, abzurücken“, sagte LBBW-Sprecher Pfister weiter.

Zu möglichen Auswirkungen der Krise an den Finanzmärkten auf die geplante Übernahme der SachsenLB durch die LBBW wollte sich das Sächsische Finanzministerium nicht äußern. „Es gibt den 31. Dezember als Bewertungsstichtag. Vorher können wir keine Auskunft geben“, sagte dessen Sprecher Burkhard Beyer. Die Marktsituation habe sich noch nicht beruhigt. Daraus jetzt Rückschlüsse bezüglich des Zusammengehens der SachsenLB mit der LBBW zu ziehen, sei daher nicht möglich.

Auf Einkaufstour ist LBBW-Chef Siegfried Jaschinski auch entlang des Rheins. Er will die Düsseldorfer WestLB schlucken, die sich mit riskanten Termingeschäften verspekuliert hatte. Die Landesregierung in Düsseldorf sträubt sich jedoch gegen eine Übernahme und will ihre Verhandlungsposition mit einem Gutachten der Citigroup stärken. Das eigentlich schon für diese Woche erwartete Papier zur Zukunft der Bank wird nun erst Ende kommender Woche vorliegen.

WestLB-Aufsichtsratschef Rolf Gerlach zog gestern die Konsequenzen aus dem Streit zwischen der Landesregierung und den Sparkassen um die Zukunft der Bank. Gerlach werde den Posten zum Jahresende und damit drei Monate früher als geplant aufgeben, teilte der Westfälisch-Lippische Sparkassen- und Giroverband mit. Branchenkreisen zufolge soll nun der künftige Präsident des Rheinischen Sparkassenverbandes, Michael Breuer, auf den Spitzenposten rücken. Die beiden Sparkassenverbände Westfalen und Rheinland halten die Mehrheit an der WestLB. Das CDU-Mitglied Breuer gilt als Vertrauter von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), dessen schwarz-gelbe Landesregierung sich gegen den von den Sparkassen geforderten Zusammenschluss der WestLB mit der LBBW sperrt. Das Land Nordrhein-Westfalen ist mit einem Anteil von rund 38 Prozent größter Einzelaktionär.