Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 07.12.2007

Landesbanken leiden im Advent

Zahlungsaufschub für einen Fonds, Gerüchte um Entlassungen – der Sachsen-LB steht ein turbulentes Jahresende ins Haus.
 
Leipzig/Düsseldorf/Frankfurt. Die Landesbank Sachsen AG (Sachsen-LB) ist gestern wieder mit einem blauen Auge davongekommen. Ihr gelang es erneut, Notverkäufe von Wertpapieren mit einem Buchwert von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro zu verhindern. Die Bank teilte mit, die Investoren des von der irischen Sachsen-LB-Tochter gemanagten Fonds „Sachsen Funding I“ hätten ihre Schonfrist um weitere 14 Tage verlängert. Eine erste Forderungsfrist der Investoren war Mitte November abgelaufen, eine zweite vorgestern. Nun will die Sachsen-LB den Fonds bis zum 19.Dezember neu aufstellen.

Die Spekulationen um die Zukunft des Hauses gingen gestern dennoch weiter. Nachdem das „Handelsblatt“ von einer Milliarden-Bürgschaft des Landes für die Bank berichtet hatte, meldete die „Frankfurter Rundschau“ unter Berufung auf die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), die Sachsen-LB streiche 70Arbeitsstellen. Der SZ sagte Verdi-Bankexperte Stefan Wittmann, die Gewerkschaft fordere „endlich einen Sozialplan nach den üblichen Standards“. Ende März 2008 werde der Eigenhandel der Bank eingestellt sowie Buchhaltung und Controlling. Sachsen-LB-Sprecherin Dana Schmidt antwortete: „Es gibt beschäftigungspolitische Fragen zu klären, aber das Ziel ist nach wie vor der Erhalt der 360 Stellen in Leipzig.“ Im Konzern der Sachsen-LB arbeiten 600 Menschen.

Der designierte Vorstandschef der Sachsen-LB, Harald Pfab, ging auf dem Mittelstandstag der Bank gestern in Leipzig nicht auf die Spekulationen ein. Er versprach den Unternehmern, dass es „keine Limitierung durch fehlende Finanzmittel und zu wenig Eigenkapital“ geben wird. Der amtierende Vorstandschef Joachim Hoof hüllt sich weiter in Schweigen – schon seit dem Verkauf der Sachsen-LB an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Ende August. Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) räumte ein: „Die Situation um die Bank ist schwierig.“ Die Sparkassen dürften keinen Schaden erleiden. Finanzminister Stanislaw Tillich (CDU) hatte zuvor erklärt, dass intensiv an der Integration der Sachsen-LB in die LBBW gearbeitet wird. Zur Eigentümerversammlung der LBBW am 21. Dezember soll die Prüfung des Sachsen-Engagements abgeschlossen sein.

Die Westdeutsche Landesbank (West-LB) in Düsseldorf meldete, wegen der US-Immobilienkrise und Fehlern im Eigenhandel werde man in diesem Jahr in die roten Zahlen rutschen. Die Kosten beliefen sich auf eine Milliarde Euro, der Verlust liege im „niedrigen dreistelligen Millionenbereich“. West-LB-Chef Alexander Stuhlmann sagte: „Das wirft die Bank nicht um.“ Rote Zahlen für 2007 hatte die Sachsen-LB bereits im Oktober angekündigt.

Wegen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten ließ die Europäische Zentralbank ihren Leitzins unverändert bei vier Prozent. Die britische Notenbank hingegen senkte ihn erstmals seit zwei Jahren: von 5,75 auf 5,5 Prozent. (masch/SZ/abi/dpa/AP)