Karl Nolle, MdL

DIE WELT, 15.12.2007

LBBW Chef kämpft um seine persönliche Jahresbilanz

Jaschinski sieht keine weiteren Risiken in Sachsen
 
FRANKFURTMAIN - Siegfried Jaschinski gab sich große Mühe, das Geschäft in ein positives Licht zu rücken. Bei der kriselnden SachsenLB schlummerten keine neuen Gefahren, versicherte der Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).„ Wir sind soweit sicher, dass wir von keinen uns nicht bekannten größeren Risiken ausgehen können." Jaschinski Die LBBW hatte in der Nacht zum Donnerstag die Übernahme der SachsenLB besiegelt. Das eröffne den Schwaben neue Perspektiven für Geschäfte in Polen und Tschechien, sagte Jaschinski.

Die Fusion mit den Sachsen ist für ihn ein wichtiger Lichtblick in einem ansonsten äußerst durchwachsenen Jahr. Noch im April hatte er unüberhörbar angekündigt, die LBBW stehe bereit für „größere Akquisitionen" im Inland. Was folgte, war eine Reihe gescheiterter Versuche. Zuerst bewarben sich die Schwaben um die Landesbank Berlin (LBB) und nahmen dafür auch einen Konflikt mit dem einflussreichen Sparkassenpräsidenten Heinrich Haasis in Kauf, der die LBB mit seinem Verband kaufen wollte. Haases entschied das Pokern für sich.

Doch noch am Tag dieser Niederlage tat sich die nächste Chance für die Stuttgarter auf, eine Fusion mit der nach millionenschweren Fehlspekulationen angeschlagenen WestLB. Doch auch diese Bemühungen scheiterten: Der nordrheinwestfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) fürchtete die Übermacht der selbstbewussten Schwaben. Jetzt dient er seine Landesbank lieber der leiser auftretenden Helaba in Frankfurt an. Ahnliches ereignete sich in Bayern Die CSU Regierung flirtete einige Wochen mit den Baden-Württembergern, bekam dann aber kalte Füße. Zu allem Überfluss schüttelte die US-Hypothekenkrise auch die LBBW durch: Die Belastungen von mindestens 800 Mio. Euro kratzen am Image der Musterlandesbank im Südwesten.

Angesichts der unübersichtlichen Lage fühlten sich auch die Eigentümer der LBBW zunehmend unwohl mit Jaschinskis Expansionskurs. „Wir müssen heute froh sein, dass der Krug WestLB an uns vorüber gegangen ist, diese Fusion hätten wir kaum stemmen können", sagt ein Eigentümervertreter.

So bleibt für den Konsolidierer Jaschinski die notverkaufte SachsenLB die einzige Erfolgsmeldung. Die Übernahme wurde im Ländle weitgehend positiv aufgenommen. „Wenn die Bürgschaft des Freistaats Sachsen ausreicht, ist das für die LBBW ein guter Schritt", sagte der finanzpolitische Sprecher der Landes-SPD, Nils Schmid, der WELT. Jaschinski versichert, mit dieser Bürgschaft von 2,75 Mrd. Euro seien die Risken zwei-bis dreifach übersichert. Viele Experten sind skeptischer. „Die LBBW steht selbst noch erheblich im Risiko", sagt ein Kenner der Investments in Sachsen. So könnte auch dieser Erfolg Jaschinskis noch ins Wanken geraten.
Von Sebastian Jost