Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 08.01.2008

Hatzsch: Weiss soll Mandat niederlegen

 
Dresden/Leipzig. Eine Weile war es stiller geworden zwischen den alten Gräben innerhalb der SPD. Gestern jedoch gab es neuen Zoff: Der Leipziger Landtagsabgeordnete und Vizepräsident des Parlaments, Gunther Hatzsch, forderte seinen früheren Fraktionschef Cornelius Weiss im Gespräch mit dieser Zeitung auf, „sein Mandat niederzulegen“. Es sei „unglaublich“, dass sich Weiss in der Messestadt mit seinem Gesicht als Prominenter gegen den Verkauf der Stadtwerke plakatieren lasse, begründet Hatzsch seine Attacke. Weiss sei Delegierter des SPD-Parteitages gewesen, der sich für den Anteilsverkauf ausgesprochen habe. Nun solle er lieber einem Jüngeren Platz machen, mahnt Hatzsch den Parteifreund.

Am 27. Januar ist in Leipzig ein Bürgerentscheid über den Anteilsverkauf geplant. Dabei werden die Bürger gefragt, ob sie dafür sind, „dass die kommunalen Unternehmen und Betriebe der Stadt Leipzig, die der Daseinsvorsorge dienen, weiterhin zu 100 Prozent in kommunalem Eigentum bleiben“. Weiss antwortet darauf eindeutig mit Ja, die SPD ist jedoch für den Verkauf.
Für internen Ärger sorgte auch, dass Weiss im Dezember auf einer Studenten-Demo vor dem Landtag gegen das neue Hochschulgesetz sprach, dass CDU und SPD gemeinsam auf den Weg bringen wollen. Gestern sagte er zudem mit Blick auf denkbare Koalitionen mit der Linken und anderen Oppositionsparteien, es dürfe „keinerlei Denkverbote geben“. Doch Weiss ficht die Kritik des Kollegen nicht an. Er sei schließlich „in einer demokratischen Partei“. Die Aufforderung zum Rückzug nimmt der 74-Jährige gelassen. „Gunther Hatzsch hat mich ja nicht gewählt.“
Sven Heitkamp