Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 21.01.2008

Sex-Vorwurf gegen Juristen

Zwei Ex-Prostituierte haben in der angeblichen Korruptionsaffäre drei Beamte als ehemalige Freier identifiziert.
 
Zwei ehemalige Leipziger Prostituierte sollen nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ drei Juristen im Staatsdienst als Freier identifiziert haben. Die Frauen waren in der vorigen Woche bei der Staatsanwaltschaft Dresden im Rahmen der Ermittlungen in der sogenannten Korruptionsaffäre vernommen worden.

Bei einem der Juristen soll es sich um einen Richter am Landgericht Leipzig handeln, der in den 90er Jahren einen Prozess gegen den Betreiber des Bordells geleitet hatte. Eine der Zeuginnen will den Richter schon damals in dem Strafverfahren wiedererkannt haben. Man hätte ihr ohnehin nicht geglaubt, deshalb habe sie nichts gesagt, sagte sie dem „Spiegel“.

Partner des Bordellbetreibers?

Ein weiterer Richter ist inzwischen Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht in Dresden. Eine der Zeuginnen bezeichnete ihn als angeblichen „Geschäftsfreund des Bordellbetreibers“, heißt es. Bei dem Dritten handelt es sich um einen ehemaligen Staatsanwalt und heutigen Amtsgerichtspräsidenten. Er bestreitet die Vorwürfe. Das Bordell sei Januar 1994 von der Polizei geschlossen worden. Erst zwei Wochen vor der Schließung sei er von Koblenz nach Leipzig gezogen, sagte er der SZ. Er kündigte Strafanzeigen gegen die Ex-Prostituierten an.

Christian Avenarius, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigte, dass vorigen Montag zwei Zeuginnen ausgesagt haben. Die Ermittlungen der Justiz in der sogenannten Korruptionsaffäre seien noch nicht abgeschlossen.

In Begleitung von Anwälten

Wie die Informationen über die Vernehmungen in die Öffentlichkeit gelangt sind, ist unklar. Der „Spiegel“ zitiert die Leipziger Rechtsanwälte Constanze Dahmen und Steffen Soult, die die Ex-Prostituierten zu der Vernehmung begleitet haben. Soult ist gleichzeitig Anwalt des Leipziger Kripo-Beamten Georg Wehling, der bis zu seiner Suspendierung im Oktober in den Medien als Kronzeuge für Korruption auftrat. Zwei der Juristen, die in dem „Spiegel“-Bericht als Bordellkunden genannt werden, haben im Sommer nach Bekanntwerden der Vorwürfe Strafanzeigen wegen Verleumdung gegen Wehling erstattet.
Von Karin Schlottmann