Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 22.01.2008

SLB-Desaster: Banker packte aus

Vorstand hatte schon 2005 vor Milliarden-Risiken gewarnt
 
DRESDEN - Neuer Zündstoff bei der notverkauften Sächsischen Landesbank (SLB): Im Landtags-Untersuchungsausschuss bewertete Ex-SLB-Banker Claus-Harald Wilsing die Auslandsgeschäfte der Landesbank als „kritisch" und „schleierhaft".

Allerdings bezog sich Wilsing nur auf die Zeit nach seinem Ausscheiden als Vorstand der „Sachsen LB Europe" (Dublin). Konkret nannte er riskante Engagements mit einem Fonds, bei dem das Ausfallrisiko am Ende bei 17,5 Milliarden Euro gelegen habe - mehr als der gesamte Jahreshaushalt des Freistaates.

Wilsing hatte 2005 vor seinem Ausscheiden dafür plädiert, die SLB Europe zu verkaufen. „Dies hätte bis zu 500 Millionen Euro gebracht." Man sei aber offenbar der Meinung gewesen, damit Tafelsilber zu veräußern. „Man wollte in zu kurzer Zeit zu viel Geld verdienen", so Wilsing zu den Gründen, warum die SLB letztlich in Schieflage geriet.

„Die von der Staatsregierung gepflegte Legende, sie sei von den Ereignissen in Dublin überrascht worden, ist durch die Aussage ad absurdum geführt", so Klaus Tischendorf (Linke). „Alle Großgeschäfte, die zum Ruin der SLB führten, wurden vom Kreditausschuss der Bank unter Vorsitz des Finanzministers entschieden."

Die Opposition pocht - unterstützt von der SPD - auf eine Erweiterung des Untersuchungsauftrags. Den hat die CDU bislang abgelehnt Linke-Fraktions-Chef Andre Hahn: „Ohne eine Ausweitung haben wir Ende März Herrn Milbradt im Ausschuss sitzen und dürfen ihn nicht zum Notverkauf befragen. Der Untersuchungszeitraum beschränkt sich momentan nämlich nur bis März 2005!"
von Jens Jungmann