Karl Nolle, MdL
spiegel-online, 20:37 Uhr, 15.02.2008
BANKENKRISE: LBBW erleidet Milliardenverlust
Die größte deutsche Landesbank rutscht immer tiefer in die Finanzkrise: Die LBBW muss laut "Handelsblatt" 1,1 Milliarden Euro an Belastungen aus dem US-Hypothekengeschäft tragen. Die Abschreibungen legen die Pläne der expansionswilligen Bank mit der BayernLB erst einmal auf Eis.
Stuttgart - Bisher kam sie noch recht glimpflich davon - jetzt wurde bekannt, dass die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) doch stärker von der Kreditkrise betroffen ist: Rund 1,1 Milliarden Euro belasten laut "Handelsblatt" die größte deutsche Landesbank.
Der Medienbericht zitierte den LBBW-Verwaltungsratsvorsitzenden Peter Schneider dahingehend, dass davon etwa 700 Millionen Euro auf die Neubewertungsrücklage entfielen, die sich nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung der Bank niederschlägt. Ein Sprecher Schneiders sagte, dieser habe die Zahl nicht ausdrücklich genannt, entsprechenden Berechnungen aber nicht widersprochen.
Bereits im November hatte die LBBW Abschreibungen von rund 800 Millionen Euro angekündigt. Dieses Loch sollte zum Großteil über Eigenkapital ausgeglichen werden.
Schneider ist Präsident des Sparkassenverbandes in Baden-Württemberg. Dieser buhlt derzeit um die angeschlagene BayernLB und favorisiert ein Zusammengehen der Stuttgarter LBBW mit dem Schwesterinstitut in München. "Wenn wir frei wählen könnten, dann wäre es uns mit der BayernLB wohl", sagte Schneider. Die Sparkassen in Baden-Württemberg sind mit 38 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, ebenso das Land.
Schneider hatte sich zuletzt auch für eine Fusion mit der WestLB starkgemacht, die aber am Widerstand der Landesregierung in Düsseldorf scheiterte. Die bayerische Landesregierung als Miteigentümer der BayernLB hatte Ende des vergangenen Jahres dem Zusammenschluss mit dem Stuttgarter Institut ebenfalls eine Absage erteilt und auf Eigenständigkeit gepocht. In dieser Woche musste die BayernLB jedoch eine heftige Einbuße durch die Hypothekenkrise in den USA einräumen.
Der Sparkassen-Chef favorisiert einen "Schulterschluss" der Landesbanken. Die Finanzmarktkrise zwinge zur Konsolidierung. Kurzfristig räumt er diesem Anliegen allerdings keine Erfolgsaussichten ein. Die Politik in Bayern habe sich anders positioniert. Zudem habe die LBBW zunächst genügend mit der Integration der Landesbank Rheinland-Pfalz und der SachsenLB zu tun.
Zuletzt hatte Schneider die Übernahme der schwer angeschlagenen SachsenLB damit verteidigt, dass der Freistaat Sachsen mit seiner Bürgschaft über 2,75 Milliarden Euro einen Großteil der Risiken trage. Die LBBW übernahm Garantien über sechs Milliarden Euro, sollte die Bürgschaft des Freistaates nicht ausreichen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sieht die expansionswillige LBBW ebenfalls erst in einigen Monaten wieder bereit für Fusionsgespräche mit anderen öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten.
sil/Reuters/AP