Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 06.03.2008

Wer den Welterbetitel will, muss jetzt den Brückenbau stoppen

Peter Ufer kommentiert die Entscheidung des Welterbezentrums zur Dresdner Brücke
 
Eindeutiger geht es nicht: Dresden wird den Weltkulturerbetitel verlieren, wenn die Brücke am Waldschlößchen gebaut wird – und sei sie noch so verschlankt. So unmissverständlich war die Botschaft des Welterbezentrums in Paris noch nie, aber scheinbar nötig.

Denn ganz offensichtlich glaubten die Stadtentwickler im Dresdner Rathaus, aber vor allem die Brückenfraktion in der sächsischen Regierung, die Unesco sei mit Blindheit geschlagen. Der Versuch, der Weltbehörde eine hübsch geliftete Brücke unterzujubeln, ist gründlich schiefgegangen. Ja, der Versuch musste schiefgehen, denn er war keine wirkliche Alternative zum bisherigen Projekt – wie vom Welterbekomitee mehrfach gefordert. Die Chance ist damit vertan.

Dass jetzt von der Unesco der Tunnel als einzige Lösung einer Elbquerung präferiert wird, muss niemanden wundern. Nur – das hat Folgen. Wer den Welterbetitel erhalten will, der muss den Brückenbau stoppen. Dass dies ohne Frage eine Verschwendung von Volksvermögen ist, muss dabei bedacht werden. Die Entscheidung darüber liegt jetzt zunächst bei den Dresdner Stadträten.

Die Bürgerinitiative, die schon lange für den Tunnel streitet, ist dabei längst einen Schritt weiter und hat bereits 40 000 Unterschriften gesammelt, um einen neuen Bürgerentscheid auf den Weg zu bringen.

Einfach wird das nicht, denn er muss juristischen Standards standhalten. Dass das Regierungspräsidium dies bereits negierte, sollte die Bürgerinitiative jedoch nicht als Boykott ihrer Bemühungen verstehen, sondern als wohlgemeinten Hinweis.

Es wäre schlicht unerträglich, wenn wieder Gerichte die Geschicke Dresdens in die Hand nähmen anstatt die Dresdner selbst. Nein, ein neuer Bürgerentscheid sollte klarstellen, wie es jetzt weitergehen soll. Und dies ist eine Richtungsentscheidung für die Zukunft einer der schönsten Städte der Welt. Das Kulturerbe zu schützen, sollte Priorität haben. Die Wahl zum Oberbürgermeister am 8. Juni ist dafür ein guter Termin.