Karl Nolle, MdL

Stuttgarter Zeitung, 08.03.2008

Neuordnung der Landesbanken: Reformpause

 
Die Übernahme der SachsenLB durch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist unter Dach und Fach. Noch einmal gut 390 Millionen Euro müssen die Stuttgarter den Sachsen zur Verfügung stellen, um die Landesbank vor der Pleite zu retten. Doch haben die Landesbanken überhaupt noch eine Existenzberechtigung? Diese Frage stellen in den letzten Wochen und Monaten immer mehr Finanzexperten - zugegebenermaßen überwiegend Banker aus dem konkurrierenden privaten Lager. Doch sie haben nicht ganz unrecht, wenn sie fordern, dass sich die Landesbanken erfolgversprechende Geschäftsmodelle zulegen müssen.

Es ist sicher kein Zufall, dass gerade die Landesbank Baden-Württemberg und die aus Hessen-Thüringen am besten durch die Finanzmarktkrise gekommen sind. Beide Institute haben sich über Tochtergesellschaften den direkten Zugang zum Privat- und Geschäftskunden gesichert - und damit zumindest die Möglichkeit zu einem einträglichen Geschäft. Gerade weil manche Landesbanken mit ihrer Funktion als Dienstleister für die Sparkassen keine großen Gewinne machen konnten, haben einige von ihnen angefangen, mit riskanten Spekulationen ihre Ertragsrechnungen aufzubessern.

Diese Strategie ist bekanntlich gehörig in die Hose gegangen, und daher denkt man auch im Lager der öffentlich-rechtlichen Banken über eine Neuordnung nach. Das ist gut so. Aber es wird noch eine ganze Weile dauern, bis weitere Fortschritte zu sehen sein werden. Die Übernahme der Sachsen durch die Schwaben - aus der Not geboren - wird vorerst die letzte große Transaktion gewesen sein. Bevor die Konsolidierung der Landesbanklandschaft weitergehen kann, müssen einige Institute erst noch ihre Bilanzen in Ordnung bringen - bei der Westdeutschen Landesbank etwa werden für diesen Prozess schätzungsweise noch vier bis fünf Jahre erforderlich sein. Doch vor allem müssen die Politiker in manchen Bundesländern erst noch erkennen, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, wenn sich jeder mit "seiner" eigenen Landesbank schmücken will. Im harten und unberechenbaren Geschäft auf den internationalen Finanzmärkten kann man so nur eine Menge Geld verlieren.
Von Klaus Dieter Oehler