Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 09.04.2008

Hollywood statt Mittelstand

Milbradts SLB Geschäfte
 
DRESDEN- Die SLB bekam den Hals nicht voll genug: Statt sich um das Mittelstandsgeschäft in Sachsen zu kümmern, begann sie unter Ex-Finanzminister Georg Milbradt (CDU) Flugzeuge, Immobilien und US-Kinofilme zu finanzieren!
Andreas Schmalfuß (FDP): „1992 wurde die SLB gegründet. Der primäre Auftrag in der Satzung hieß: Versorgung des Mittelstandes in Sachsen mit Krediten." Doch den nahm die SLB nie ernst: „1999 betrug das Mittelstandsgeschäft etwa ein Prozent der Bilanz!" Bis 2001 war Milbradt Finanzminister-damit auch Chef des SLB-Verwaltungsrats und des Kreditausschusses - und politisch verantwortlich für die SLB!

In diesen Funktionen nickte er unter anderem Kredite für Fonds ab. Auch den eigenen und die beiden seiner Frau - mindestens 170 000 Euro also. Mit dem genauen Wissen aus der Bank, wie sicher die jeweiligen Fonds waren.
43 Fonds legte die SLB Tochter „SachsenFonds" (SF) seit 1998auf. So wurden zehn Flugzeuge gekauft und später an Airlines verleast: In eines von Iberia investierte Angelika Meeth-Milbradt. Die SLB legte auch Immobilien im In-und Ausland auf: In Leipzig investierten beide Milbradts ins SLB-Hochhaus.

Auch Fonds für Solarparks und drei US-Kinofilme gab die SLB heraus! Für den Kassenknüller „Wie werde ich ihn los in zehn Tagen" (2001) wurde ein SF-Fonds mit 52,7 Mio. Euro aufgelegt. Für zwei Flops („Voll gepunktet", „Die Promoterin") flossen 92,4 Mio. Euro. Schmalfuß: „Was hat das alles mit dem Mittelstand in Sachsen zu tun?" Ab 1999 sollte noch mehr Geld verdient werden. Schmalfuß: „Aus steuerlichen Gründen wurde die SLB-Europe in Dublin gegründet."

Statt in Sachsen mit 42,2 Prozent wurden die SLBGeschäfte dort nur mit 10 Prozent versteuert! Doch an den Dubliner Auslands-Fonds verschluckte sich die SLB letztlich: Die eigentlich für den Mittelstand zuständige Bank crashte voriges Jahr. Schmalfuß: „Hätte man sich aufs Mittelstandsgeschäft konzentriert, hätten wir heute noch die Sachsen LB."
von Jens Jungmann