Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 12.04.2008

Böse Gerüchte über Herrn M.

Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
 
ALS Ministerpräsident ist man in der Regel arm dran. Nicht nur, dass die eigenen privaten Fondsgeschäfte mit der Landesbank pro Jahr nur 700 Euro abwerfen, wie Georg Milbradt diese Woche vor der CDU-Landtagsfraktion erklärt hat. Nein, man muss sich auch noch gegen jede Menge Gerüchte wehren, ohne dass man einen Cent dafür bekommt. Deshalb wollen wir Herrn Milbradt mit ein paar klaren Worten unterstützen, damit erst gar kein falscher Eindruck über ihn aufkommt. So stimmt es tatsächlich, dass Milbradt seit Tagen kaum ein Wort mit Journalisten wechselt und ihnen möglichst aus dem Wege geht. Es stimmt auch, dass er sich am Mittwoch in Chemnitz weigerte, vor ein Kamera-Team von Spiegel-TV zu treten und seine Sicherheitskräfte die Technik der verblüfften Fernsehkollegen eigenhändig aus dem Saal trugen. Und es stimmt natürlich auch, dass Georg Milbradt die erwähnte CDU-Fraktionssitzung eilig durch die Hintertür verließ, um der Medienmeute zu entkommen. Völlig falsch ist dagegen, dass er für diese Leistungen auch noch das Goldene Tauchsportabzeichen erhält, weil er inzwischen so schnell abtauchen kann wie kaum ein anderer Politiker. Fazit: Das Leben ist ungerecht.

CLEVERER stellt sich da Milbradts Regierungssprecher Peter Zimmermann an. Der hat eine besondere Methode entwickelt, damit sich schlechte Nachrichten über seinen Chef nicht allzu sehr verbreiten. So prangt auf der Pressemappe, in der Zimmermann jeden Tag die Zeitungsberichte zur sächsischen Landespolitik sammeln lässt, nicht nur das Landeswappen, sondern auch der drohende Hinweis: „Die Weitergabe an Dritte ist nicht gestattet.“ Wer also wissen will, wie schlecht es um die Regierung bestellt ist, muss weiter selbst zum Zeitungskiosk laufen.

DABEI kann sich jeder sparsame Politiker positive Schlagzeilen leisten. Der SPD-Abgeordnete Karl Nolle gab diese Woche zum Beispiel 1000 Euro aus, um landesweit als moralischer Saubermann dazustehen. Bei einer von ihm in Auftrag gegebenen Blitzumfrage des Leipziger Marktforschungsinstituts waren 67 Prozent der antwortenden Bürger der Meinung, dass er kein Nestbeschmutzer sei, weil er Milbradts umstrittene Fondsgeschäfte an die Öffentlichkeit gebracht hat. Nur 33 Prozent sind Nolle deshalb böse. Dass Georg Milbradt jetzt auch für eine solche Umfrage spart, ist dagegen schon wieder ein böses Gerücht.