Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 16.04.2008
Rücktritt: Milbradt zum Handeln gedrängt
Dresden/Berlin (DW). Nach einem Rücktritt, noch dazu wenn er als „sehr honorig“ gilt (Thomas de Maizière), schießen auch rosarote Geschichten ins Kraut. Gesprächspartner von Georg Milbradt mit Dresdner Bezug ließen gestern erkennen, dass die Operation Tillich für Milbradt tatsächlich bis zum Sonntagabend auf der Kippe stand.
Erst nach gut vier Stunden Beratung im engsten Kreis bei Milbradt zeigte sich, dass alle Teilnehmer, bis auf den Gastgeber, der festen Überzeugung waren, dass ohne einen personellen Neubeginn die nächste Landtagswahl nicht zu gewinnen sei. „Es ginge nicht gut mit dir“, sei mehrfach gesagt worden, hieß es gegenüber dieser Zeitung.
Von den potenziellen Nachfolgekandidaten, die sich in der Vergangenheit drängelten, gab es am Sonntag nur noch einen „Dreiviertel-Kandidaten“: Stanislaw Tillich, der auf seine Gesprächspartner den Eindruck machte, man müsse ihm noch dabei helfen, sein Herz über die Hürde zu werfen.
Der Demnächst-CDU-Fraktionschef Steffen Flath und Thomas de Maizière vom Bundeskanzleramt hatten zuvor sowohl Milbradt selbst als auch Tillich versichert, sie wollten, aus unterschiedlichen Gründen, ganz sicher nicht Ministerpräsident werden. Milbradt hatte in den vergangenen Wochen vertraulich bei den Beteiligten angefragt, ob es sie wirklich dränge nach dem Chefposten.
Tillich sagte nicht gleich Nein, die anderen schon. Aber alle Beteiligten signalisierten Milbradt, er dürfe keinesfalls mehr länger abwarten, wolle er noch als der Gestalter der Regierungszukunft in Dresden erscheinen. Vom „letzten möglichen Zeitfenster“ war offenbar die Rede.