Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 21.02.2008
SLB-Desaster hinterlässt ‚Rührei' bei Sparkassen
DRESDEN - Welche Existenzberechtigung hat die Sparkassen-Finanzgruppe (SFG) noch, nachdem Crash und Notverkauf der Sachsen LB (SLB)? Diese Frage stellte der Finanzausschuss des Landtages gestern einem Expertengremium.
Von den 15 Sparkassen im Freistaat schlossen sich acht im Jahr 2001 mit der SLB zur Sparkassen-Finanzgruppe zusammen. Doch kann sie nun so einfach wieder aufgelöst werden? Claus Friedrich Holtmann, Chef des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV): „Wir haben das Problem, dass wir bildlich aus Eiern Rührei gemacht haben. Und nun daraus Spiegeleier separieren sollen."
Drei Lösungsmöglichkeiten schlugen die Sachverständigen dem Ausschuss vor: Alles bleibt wie es ist. Die sieben Sparkassen, die noch nicht in der SFG sind, treten bei und eine noch größere Holding wird gegründet. Oder die SFG wirdentflechtet - entweder ganz aufgelöst oder gibt Kompetenzen, etwa an den OSV, ab.
Wirtschaftsexperte Volker Tollkmit: „Ein Weiterführung der Gruppe ist betriebswirtschaftlich und politisch nicht sinnvoll." Die Gruppe koste mehr, als sie bringt. „Jetzt ist die Gelegenheit, alte Zöpfe abzuschneiden." CDU-Finanzexperte Matthias Rößler gab zu bedenken, dass eine Auflösung wohl ein Gesetz erfordere und kompliziert sei. Dem stimmte Volker Uhlig, Chef der SFG-Anteilseigner zu: „Die Gruppe hält 31 Prozent an der Sparkassenversicherung und 30 Prozent am OSV. Wer bekommt dann was?" Man brauche Zeit, um die Folgen einer Auflösung abzuwägen.
Die Ausschuss-Mitglieder Antje Hermenau (Grüne) und Karl Nolle (SPD) waren sich nach der Anhörung einig: „Die SFG wird nicht mehr gebraucht." Und der Freistaat habe in der SFG nichts mehr zu suchen, nachdem er ja seine Anteile, die SLB, verspielt hat.
Von Jens Jungmann