Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 19.05.2008
Nettigkeit und Chuzpe - ....Thomas Jurk und Kunstministerin Eva-Maria Stange. Aber die sind von der SPD.
Dresdener Depesche von Jürgen Kochinke
Irgendwie muss Sachsens CDU-Chef Georg Milbradt mit den Tagen ein wenig durcheinander gekommen sein. Am „Freitag“ in einer Woche, sagte er bei einer Regionalkonferenz vor kurzem in Röhrsdorf gleich mehrmals, werde sich Sachsens CDU ja bekanntermaßen zum Parteitag in Zwickau zusammen finden, um einen Nachfolger für ihn an der Unionsspitze zu küren: Stanislaw Tillich. Und er, Milbradt, wünsche sich natürlich, dass dieser dort einen „guten Start“ hat – sprich: ein gutes Ergebnis. Wir gehen davon aus, dass das mit der Zustimmung schon klappen wird; so nehmen Insider in Dresden derzeit nur noch Wetten entgegen, ob Tillich nun mehr als 95 Prozent erhält oder etwas weniger. An einem Punkt allerdings hatte sich Milbradt dann doch geirrt: Der Parteitag findet nicht Freitag, sondern Sonnabend statt, was Tillich dem „lieben Georg“ auch gleich per Mikro mitteilte. Damit das aber nicht gar so garstig klingt, schickte er eine kleine, ironische Bemerkung hinterher: „Er“, also Milbradt, „ist seiner Zeit halt immer voraus.“ So nett kann es manchmal unter Parteifreunden zugehen.
Wenn Wahlkampf ist, ist alles anders. Das dürfen dieser Tage die Dresdner erleben, die in drei Wochen einen neuen Oberbürgermeister wählen. Oder besser: Eine Oberbürgermeisterin. Denn Sozialministerin Helma Orosz von der CDU hat nicht nur beste Chancen, das verwaiste Amt von Ingolf Roßberg (FDP) zu übernehmen. Sie hat dazu auch genug Chuzpe. Dass sie morgen qua Amt mit ihrer bayrischen Kollegin Christa Stewens einige Kitas in der Landeshauptstadt bereist, kann man ja noch verstehen. Doch dass sie auch beim Richtfest des „Wilsdruffer Kubus” für den Software-Riesen SAP Systems am zentralen Postplatz ein Grußwort halten darf, verwundert bereits. Noch merkwürdiger war jedoch, dass sie auch zur Eröffnung der Musikfestspiele Ministerpräsident Georg Milbradt vertrat, obwohl in der Reihenfolge andere zuerst dran gewesen wären – Milbradts Stellvertreter Thomas Jurk zum Beispiel und Kunstministerin Eva-Maria Stange. Aber die sind von der SPD. Doch keine Bange: Nach der Wahl wird das sicher wieder anders.