Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 29.05.2008

Ministerpräsident Tillich: Im 1. Wahlgang hat's geklappt

 
DRESDEN - Der Wechsel von Georg Milbradt zu Stanislaw Tillich (beide CDU) ist perfekt. Tillich (49) wurde im Landtag im ersten Anlauf zum Ministerpräsidenten gewählt! Er erhielt 66 von 121 abgegebenen Stimmen.

Als Tillich den Plenarsaal betritt, gesteht er: „Mir ist schon etwas komisch." Oben auf der Besucher-Tribüne sitzen bereits Ehefrau Veronika, seine Sekretärinnen und sein Fahrer. Nachbarn und Freunde aus Tillichs Heimatort Panschwitz-Kuckau reisten per Sonderbus an. Auch Angelika Meet-Milbradt ist anwesend.

Milbradt ist die Nervosität anzumerken. Er starrt auf seinen Abgeordnetentisch - er sitzt nicht mehr an der Regierungsbank. Direkt neben ihm blättert Tillich angespannt in einem Aktenordner.

Die Sitzung beginnt nicht wie vorgesehen. Andre Hahn (Linke) und Antje Hermenau (Grüne) wollen eine Erklärung abgeben: Sie kritisieren Milbradt, dass er „es nicht für nötig erachtet, eine Abschiedsrede vor dem Parlament zu halten". Noch-CDU-Fraktions-Chef Fritz Hähle: „Solche Spiele verbieten sich, wenn man noch ein Fünkchen Respekt hat!"

Dann beginnt die Wahl. Der Abgeordnete „Tillich, Stanislaw" wird um 10.24 Uhr aufgerufen. Von den vier Wahlkabinen wählt er die erste. Faltet seinen grünen Stimmzettel,wirft ihn in die Urne.

Um 10.36 Uhr verkündet Landtagspräsident Erich Iltgen das Ergebnis: ,Von 121 Stimmen waren 33 ungültig, elf Abgeordnete enthielten sich. Auf Stanislaw Tillich entfielen 66 Stimmen ..." Dann geht seine Stimme im Applaus unter. Tillich ist gewählt - nur eine Stimme fehlt ihm zur kompletten Koalitionsmehrheit. Die CDU-Fraktion erhebt sich, dann die SPD. Nur Karl Nolle bleibt sitzen.

Der NPD-Gegenkandidat erhält elf Stimmen. Von den einst zwölf NPD-Abgeordneten sitzen noch acht in der Fraktion, die anderen sind offiziell „fraktionslos". Erster Gratulant ist der Abgeordnete Georg Milbradt: „Alles Gute, Stani!" Dann schreitet Tillich zur Vereidigung. An die Eidesformel hängt er nicht nur „so wahr mir Gott helfe" an, sondern auch die sorbische Version „Z Bozej Pomocu" („Mit Gottes Hilfe").
Von Jens Jungmann