Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 08.07.2008

SLB-Desaster: Sachsen will Wirtschaftsprüfern ans Leder

 
DRESDEN - Das Desaster um die notverkaufte sächsische Landesbank: Jetzt prüft das Finanzministerium Schadensersatzansprüche gegen eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Denn die hatte noch kurz vor dem Zusammenbruch die Risiken der Dubliner Tochter nicht erkannt.

Geprüft werden die Ansprüche gegen die Prüfgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PWC), schreibt der „Spiegel" unter Berufung auf einen Ministeriumssprecher. Dafür wurde eine Kanzlei beauftragt.

Und darum geht's: Noch am 16. April 2007, also kurz vordem Zusammenbruch der SachsenLB, erklärten die Prüfer vor dem Bilanzprüfungsausschuss der Bank, es seien keine außerordentlichen Risiken der Dubliner SLB-Tochter zu erkennen. Dabei hatten die Prüfer den Auftrag, gerade die dubiosen und hochriskanten Geschäfte dieser Tochter zu durchleuchten. Offenbar ließen die Experten die trickreich außerhalb der Bilanz geparkten Milliardenrisiken außen vor. Als die US-Kredit- und Immobilienkrise im Sommer 2007 losging, brachten die Geschäfte genau dieser hundertprozentigen Tochter der SachsenLB die Bank schließlich zu Fall. Nur der eilig eingefädelte Notverkauf an die Landesbank Baden-Württemberg rettete die Bank schließlich, bescherte dem Freistaat und damit dem Steuerzahler aber eine Bürgschaft über 2,75 Milliarden Euro. Falls es zu Ausfallverlusten kommt.

PWC habe zudem in den von ihr geprüften Jahresberichten 2004 bis 2006 überhaupt nicht auf mögliche Haftungsrisiken in Milliardenhöhe hingewiesen, so der „Spiegel". Das Magazin stützt sich dabei auf den Bericht der Prüfer Ernst & Young, die das SLB-Desaster durchleuchten sollten. mor