Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 25.07.2008

Lehrlinge gesucht!

IHK Verbucht noch 165 freie Lehrstellen / Vier Beispiele warum Dresdner Firmen keine Auszubildenden finden
 
Der Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. August steht bevor. Aber im Gegensatz zu vor fünf Jahren ist das Problem nicht mehr der Lehrstellen- , sondern der Lehrlingsmangel. Allein in Dresden verzeichnet die Industrie- und Handelskammer (IHK) noch 165 freie Plätze. Und das mit der Arbeitsagentur kooperierende Städteportal meinestadt.de hat für die Landeshauptstadt und Umgebung noch 278 zu besetzende Lehrplätze gelistet.

„Das sind eindeutig mehr freie Stellen als in den Jahren davor“, sagt IHK-Sprecher Lars Fiehler. Er führt die unbesetzten Stellen im wesentlichen auf drei Ursachen zurück. „Wir haben 15 Prozent weniger Schulabgänger, und die Zahl wird in den kommenden Jahren weiter zurückgehen.“ Zum anderen bieten die Betriebe aufgrund der guten Konjunktur sowie verstärkter Altersabgänge mehr Ausbildungsplätze an. Die in der jüngsten Zeit viel beklagte Ausbildungsreife hat sich laut Fiehler dagegen verbessert. „Es gibt zwar noch Defizite vor allem in Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber die Bewerber sind besser geworden.“ DNN haben die Geschäftsführer von vier Unternehmen, die noch Azubis suchen, gefragt, wie sie die Situation einschätzen.

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"Es geht bei uns um technisches Verständnis und die Motivation, eigene Ziele zu verfolgen." Karl Nolle, Geschäftsführer Druckhaus Dresden GmbH www.druckhaus-dresden.de

Nach Nolles Angaben sind die Zensuren der Bewerber in den letzten Jahren stetig schlechter geworden. Gute Zeugnisse mit einem Durchschnitt von 2 oder 2,5 gehörten inzwischen zur Seltenheit. Von zehn Bewerbern hätten sechs oder sieben keinerlei ernst zu nehmende Hobbys. Es gebe dann Angaben wie: Musik hören oder mit Freunden quatschen. Die meisten Jugendlichen würden nichts aktiv unternehmen. Sie lesen nicht, sie treiben keinen Sport, sie bauen nichts. Für die Einschätzung einer Persönlichkeit sind Nolle aber auch die Aktivitäten in der Freizeit wichtig. Es gehe um technisches Verständnis, um die Motivation, eigene Ziele zu verfolgen. Als problematisch erwiesen sich immer häufiger auch Mehrfachbewerbungen, die teilweise sogar in mehreren Ausbildungsverträgen gipfelten. Im Einzelfall sei es vielleicht verständlich, wenn jemand verschiedene Eisen im Feuer haben will. Insgesamt sei dies jedoch ärgerlich. Nach einem aufwändigen Auswahlverfahren stehe die Firma ohne Lehrling da, viele Bewerber wiederum erhielten unnötig Absagen. Nolles Druckhaus mit 72 Mitarbeitern will fünf Azubis einstellen. Drei Stellen sind noch zu vergeben: Lagerlogistiker, Drucker, Buchbinder. I.P.