Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 25.08.2008

Auszubildende brauchen Vorbilder

Kommentar von Georg Moeritz über unterschiedliche Maßstäbe beim Lehrlingslohn
 
Manche Lehrlinge in Sachsen bekommen weniger Lohn als erlaubt. Die Kammern der Wirtschaft weisen die Unternehmer auf diese Gesetzesverstöße hin, dulden sie aber. Das Wirtschaftsministerium rechtfertigt diese Praxis: In „Sondersituationen“ könnten Unternehmer mal für kurze Zeit die Gesetze verletzen, teilt die Behörde mit.

Da haben sich also mehrere Institutionen in Sachsen geeinigt, Gesetzesverstöße zuzulassen. Immerhin geht es um einen guten Zweck: Die Lehrlinge mit der ungesetzlichen Bezahlung bekommen wenigstens eine Ausbildung in Unternehmen – und sie erhalten dort trotz allem mehr Geld als in einer staatlich finanzierten außerbetrieblichen Lehrstelle.

Die Lohnunterschiede zwischen den Ausbildungsarten sind so ungerecht, dass selbst staatliche Stellen daran verzweifeln und ihre eigenen Grundsätze missachten. Unternehmer und Behörden erweisen sich als schlechte Vorbilder für die Lehrlinge. Sie müssen die Gesetze halten. Der Zweck heiligt nicht die Mittel.