Karl Nolle, MdL

Welt-online, 13:01Uhr, 13.09.2008

Kurt Beck nennt parteiinterne Gegner "Wolfsrudel"

SPD-Landesparteitag
 
Der Stachel der Enttäuschung sitzt sehr tief bei Kurt Beck. Eine Woche nach seinem Rücktritt als SPD-Vorsitzender hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident die Kritik an seinen parteiinternen Gegnern erneuert. Trost für Beck: Er wurde mit einem Rekordergebnis als Landesparteichef wiedergewählt.

„Ich will und werde mir nicht einreden lassen, dass es ein Vorzug in der Politik sei, wenn man den Umgang des Wolfsrudels miteinander pflegt“, sagte Beck am Samstag auf dem SPD-Landesparteitag in Mainz. „Das ist eine Umgangsform von vorgestern, wir sollten sie überwinden.“ Es sei wichtig, dass Freundschaftlichkeit und Freundschaft in der Politik einen Stellenwert hätten, mahnte der 59-Jährige, der von den Delegierten begeistert empfangen wurde.

Kritik übte Beck auch an den Medien, die den Machtkampf in der SPD allzu gerne begleitet hätten. „Wir dürfen uns nicht dazu hergeben, in der Arena Kämpfe miteinander auszutragen.“

Beck hatte seinen überraschenden Rückzug als SPD-Chef damit begründet, dass er sich als Opfer einer Intrige um die Nominierung von Außenminister Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkandidat sehe. Konkrete Namen nannte Beck auch am Samstag nicht. Dem designierten Kanzlerkandidaten Steinmeier sagte Beck seine volle Unterstützung zu. Steinmeier führt auch die SPD bis zu einem Sonderparteitag am 18. Oktober, auf dem Franz Müntefering zum neuen Parteichef gewählt werden soll.

Am Mittag wurde Beck mit einem Rekordergebnis als Landesparteichef in Rheinland-Pfalz wiedergewählt. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident wurde mit 99,5 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Damit erzielte er ein noch besseres Ergebnis als vor zwei Jahren. Damals hatte er 97,8 Prozent geschafft. Beck führt die Landes-SPD seit 1993.

Das Personal-Erdbeben in der SPD hat auch Auswirkungen auf Becks Autobiografie. Nach Informationen des Magazins „Focus" wird das Buch nicht wie geplant von Altkanzler Gerhard Schröder vorgestellt. Demnach sollen sich Autor und Verlag verständigt haben, „dass die Buchvorstellung ohne einen anderen prominenten Sozialdemokraten stattfindet“.

Das Buch mit dem Titel „Ein Sozialdemokrat“ sollte ursprünglich am 26. September von Schröder in Berlin präsentiert werden. Dieses Datum war bereits vor dem Eklat am vergangenen Sonntag festgelegt worden. Beck arbeitet zurzeit an einer Aktualisierung des Manuskripts.