Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 20.10.2008

Wortdreher und Verhaiderung

Dresdener Depesche von Jürgen Kochinke
 
Die Auftritte des CDU-Abgeordneten Gottfried Teubner im Landtag sind legendär. Immer wieder platziert der Chef des U-Ausschusses zur Landesbankaffäre kleine Wortdreher oder Versprecher, und keiner weiß so richtig, ob dahinter Verschmitztheit steht – oder doch bloß ein Versehen. So war es auch jetzt wieder, bei der Vernehmung von Dirk Müller-Tronnier. Der ist Wirtschaftsprüfer bei Ernst & Young, hatte fürs Finanzressort ein Gutachten zum Bankencrash erstellt und musste vor exakt einer Woche Rede und Antwort stehen. Also sprach Teubner den Zeugen an, doch nicht wie dieser nun mal heißt – sondern mit „Herr Ernst und Young“. Das ist verständlich, zumal Müller-Tronnier kein gewöhnlicher Name ist. Die Folge waren Gelächter und Getuschel, bis Sebastian Scheel das Wort ergriff: „Ernst und jung“, meinte der stets seriös auftretende Junglinke, „das bin doch eigentlich ich“.

Volker Schimpff hat es mal wieder geschafft. Jahrelang war es still um den CDU-Mann geworden. Doch kaum sitzt er wieder im Landtag, da ist er in aller Munde. Grund: Schimpff hat den Rechtspopulisten Jörg Haider nach dessen Unfalltod als den „vielleicht hervorstechendsten Politiker deutscher Zunge“ bezeichnet, einfach so und öffentlich – sehr zum Verdruss der CDU-Spitze. Die hat sich erst zart distanziert, dann hat sie dem Leipziger eine Art Maulkorb verpasst. Schimpff soll nicht zur NPD im Landtag sprechen – damit es nicht wieder kracht. Einer aber hat es kommen sehen: SPD-Mann Karl Nolle. Der ist so etwas wie der älteste Juso Sachsens und hatte vor achteinhalb Jahren eine Pressemitteilung verfasst. Tenor: Wenn die Union Schimpff weiter hofiere, könne man „ja gleich einen Vampir zum Präsidenten der Blutbank machen“. Die sächsische CDU solle sich davor hüten, „durch Schimpff zu verhaidern“.