Karl Nolle, MdL

spiegel online, 02.11.2008

BONUSZAHLUNGEN: Postbank-Vorstand sicherte sich Millionenprämie

 
Der Zeitpunkt war schlecht gewählt. Wenige Tage vor Bekanntwerden des Gewinneinbruchs hat der Vorstand der Deutschen Postbank noch Sonderzahlungen in Millionenhöhe erhalten - für außerordentliche Belastungen bei der Suche nach einem Investor. Die Prämien würden aber noch nicht ausgezahlt, hieß es.

Hamburg - Ein Jahresgehalt zusätzlich für Vorstandsmitglieder: Der Aufsichtsrat mit Postchef Frank Appel an der Spitze hat nach Informationen des SPIEGEL den Postbank -Managern einen massiven Bonus gezahlt. Spekulationen, wonach sich die Manager vor einer möglichen Inanspruchnahme von staatlichen Garantien noch schnell die eigenen Taschen füllen wollten, weisen Post und Postbank von sich. Auch mit dem überraschenden Gewinneinbruch des Unternehmens in Höhe von rund 450 Millionen Euro bestehe keinerlei Zusammenhang.

Die Millionenprämie und der konkrete Termin seien bereits im Mai vereinbart worden, teilte das Unternehmen mit. Damals habe sich die Postbank wegen andauernder Verkaufsspekulationen in schwerem Fahrwasser befunden. Das Management habe vor außerordentlichen Belastungen gestanden.

Insofern sei dem Vorstand eine Sonderprämie für den Fall zugestanden worden, dass die Postbank doch noch zu einem lukrativen Preis an einen Investor veräußert werden könne. Dies sei nun der Fall. Zudem hätten die Banker zugesichert, die Sonderprämie einzufrieren und erst in Anspruch zu nehmen, wenn die Postbank wieder schwarze Zahlen schreibt, beschwichtigt das Unternehmen.

Die Bank habe im Zuge der Verkaufsabsichten und dem Einstieg der Deutschen Bank nicht noch weitere Manager verlieren wollen, sagte ein Postbank-Sprecher. Deshalb sei der Bonus vereinbart worden. Die Vorstände hätten das Geld aber mit dem Hinweis auf die Finanzlage der Bank vorübergehend zurückgegeben.

Die Postbank hatte vor wenigen Tagen einen Gewinneinbruch im dritten Quartal bekanntgegeben. Zugleich verkündete die Bank, sich vom Mutterkonzern Post rund eine Milliarde Euro zu besorgen. Appel hatte sich am Freitag gegen ein Konjunkturpaket der Bundesregierung ausgesprochen, den Stabilitätsfonds der Regierung dagegen als "sicher keine schlechte Lösung" bezeichnet. Zugleich hatte er bekräftigt, die Postbank habe eine privatwirtschaftliche Lösung gefunden.

Royal Bank of Scotland unter Beschuss

In Schottland sorgt derweil die krisengebeutelte Royal Bank of Scotland (RBS) für Aufregung. Nachdem ein staatliches Rettungspaket von 20 Milliarden Pfund (25,2 Milliarden Euro) gezahlt wurde, sollen nun Tausende Mitarbeiter Boni erhalten. Zwar hatte die Regierung bestimmt, dass auf höchster Managementebene keine Zusatzzahlungen zulässig sind - doch erfolgreiche Investmentbanker innerhalb der Belegschaft sollen trotzdem massive Boni erhalten, wie die britische Zeitung "The Guardian" berichtet.

Die Bank gab einen Betrag von 1,79 Milliarden Pfund für Gehälter und Boni an, die allein in der Investmentbanking-Abteilung für das erste Halbjahr 2008 gezahlt werden sollten. Das ist der Bereich, der im gleichen Zeitraum mit einem Verlust von 5,9 Milliarden Pfund das Unternehmen an den Rand der Pleite brachte. Doch wenn dort Bonuszahlungen ausgesetzt würden, würden die Angestellten vermutlich zur Konkurrenz abwandern, wie ein namentlich nicht genannter Experte der Zeitung sagte.

Die Regierung habe gesagt, man werde strikte Regelungen gegen Bonuszahlungen treffen, doch es sei klar, dass die Banken sich nicht daran hielten, polterte daraufhin der Liberaldemokrat Vince Cable. "Die Banken machen sich doch über die lustig."
sto/dpa