Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 24.11.2008
Fleck auf der Weste
Kommentar von Juliane Morgenroth
Es ist noch gar nicht lange her, da hatte Stanislaw Tillich in einem Interview ein Bekenntnis seiner Partei zu ihrer Vergangenheit in der DDR verlangt.
Diese Forderung fällt nun auf Sachsens Regierungs-Chef und seine bislang blütenweiße Weste zurück: Denn was da über die DDR-Karriere des Stanislaw Tillich bekannt wurde, passt nicht so ganz zu seiner bisherigen Außendarstellung. Die lautete: Er sei 1987 in die CDU eingetreten, um Ruhe vor der SED zu haben.
Dass er Stellvertretender des Vorsitzenden des Rates für Handel und Versorgung gewesen sei, habe aber trotzdem jeder gewusst, heißt es nun in höchster Not aus Staatskanzlei und CDU. Nur: Warum erfährt das der interessierte Bürger erst jetzt, nach öffentlichem Druck? Denn diese leitende Funktion erschließt sich aus der Biografie-Angabe „Tätigkeit bei der Kreisverwaltung Kamenz" nun Wirklich nicht.
Da ist die Vermutung nicht ganz von der Hand zu weisen, die Staatskanzlei hat Tillich kleiner gemacht, als er tatsächlich war. Die Abkanzelung als „schäbige Ost-West-Debatte" ist dabei schlicht falsch: Keiner macht Tillich zum Vorwurf, dass er viele Jahre seines Lebens in der DDR verbracht hat. Nur den Umgang mit seiner Biografie.
Genau das ist offenbar das Problem der ganzen CDU: Im Ost-Papier auf dem Bundesparteitag kommende Woche sollte viel von der SED und ihrer Nachfolgerin, der Linkspartei, die Rede sein, aber nicht von der DDR-CDU. Erst nach viel Kritik ist nun ein Passus geplant, der das Bekenntnis zur Mitverantwortung der DDR-Blockpartei enthalten soll.