Karl Nolle, MdL

Agenturen ddp-lsc, 12:30 Uhr, 30.11.2008

Tiefensee: Tillich offenbar aus Karrieregründen in CDU eingetreten

 
Berlin (ddp-lsc). Der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Tiefensee (SPD), wirft der Union Versäumnisse im Umgang mit der Vergangenheit der Ost-CDU als Blockpartei in der DDR vor. Diese Auseinandersetzung habe es «nicht in genügendem Maße» gegeben, sagte Tiefensee der Zeitschrift «Super Illu» laut Vorabbericht vom Sonntag. Dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) warf Tiefensee vor, sein Parteibuch in der Ost-CDU offenbar als «Sprungbrett für eine Karriere genutzt» zu haben.

Tillich war vor der Wende 1989 für Handel und Versorgung zuständiger Stellvertreter des Ratsvorsitzenden im Kreis Kamenz. Für diese Funktion kam damals nur ein Mitglied der CDU infrage, in die Tillich 1987 eingetreten war. Kritisiert wurde Tillich vor einer Woche dafür, dass er den Ratsposten bis vor kurzem nicht ausdrücklich in seinem offiziellen Lebenslauf angegeben hatte.

Tiefensee kritisierte Tillichs Argumentation in der Debatte. Es gehe nicht primär um eine Debatte zwischen Ost und West, sondern darum, wie die Ostdeutschen mit ihrer Vergangenheit umgingen. «Hier an ein vermeintliches Wirgefühl zu appellieren, finde ich beschämend und entlarvend zugleich. Damit will die CDU doch nur eine unangenehme Debatte abwürgen», sagte der frühere Leipziger Oberbürgermeister.

Tillich hatte sich vor wenigen Tagen gegen den Versuch verwahrt, sein eigenes Leben und das der meisten DDR-Bürger "von Menschen insbesondere aus dem Westen abwerten zu lassen». Es dürfe «nicht sein, dass ostdeutsche Verhaltensweisen zunehmend einem Generalverdacht ausgesetzt werden und Handlungsweisen der DDR-Bevölkerung generell und grundsätzlich stigmatisiert werden».

(folgt Wochenendzusammenfassung bis 15.00 Uhr)

ddp/tmo/kos
301230 Nov 08