Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 03.12.2008

SPD-Vergangenheit: Eggert wirft Nolle geschönten Lebenslauf vor

 
Dresden. Jahrelang genoss Karl Nolle, 63, Druckereibesitzer und Sozialdemokrat, den Nimbus des „Chefaufklärers“ im Landtag. Er war maßgeblich daran beteiligt, die dunklen Seiten der Macht bei Alt-Premier Kurt Biedenkopf, Ex-Ministerpräsident Georg Milbradt und dem amtierenden Regierungschef Stanislaw Tillich zu enthüllen. Doch nun scheint sich der Wind zu drehen.

Heinz Eggert, 62, Ex-Pfarrer und Ex-Innenminister, hat sich als neuer Chefermittler der Union des „Falls Nolle“ angenommen und wühlt in dessen Vergangenheit. Der Hannoveraner sei, so Eggert, zu alten BRD-Zeiten aus der SPD geflogen und habe über diese Vergangenheit die Öffentlichkeit getäuscht.

Seither liefern sich der schlitzohrige Priester und der linke Sozialdemokrat einen öffentlichen Schlagabtausch über dunkle Flecken in der Vergangenheit – ein wenig, wie Don Camillo und Peppone in den Erzählungen von Guareschi.
„Offenheit und Transparenz sind keine Einbahnstraße“, hatte Eggert den Reigen am Wochenende eröffnet und erklärt: Wenn Nolle dies – zu Recht – von Tillich und seiner DDR-CDU-Vergangenheit einfordere, erwarte er das auch von Politikern, die nach der Wende nach Sachsen gekommen sind. Nolle möge publik machen, wann, wie lange und warum er aus der West-SPD ausgeschlossen worden sei. „Wer so fordernd auftritt wie Nolle kann sich keinen geschönten Lebenslauf leisten.“

Der so Gescholtene ließ nicht lange auf sich warten und veröffentlichte am Montag einen zweiseitigen, offenen Brief. „Seit Beginn meiner Landtagstätigkeit 1999 findest Du in unveränderter Form auf meiner Homepage einen kurzen und zwei lange Lebensläufe, in dem der Rauswurf und Wiedereintritt dokumentiert ist“, so Nolle. „Davon können sich die über 60 000 Besucher meiner Seite täglich überzeugen.“ 1986 sei er wegen Wahlkampf-Unterstützung einer „feindlichen Organisation“ (nämlich der Grünen) aus der SPD ausgeschlossen worden. Im Internet lernt man auch, dass sich Nolle schon als Juso-Vize neben einem gewissen Gerhard Schröder öfter in sozialistischen Projekten engagiert hat.

Doch Eggert bohrt ebenfalls in einem offenen Brief weiter: „Viel schreibst Du und wenig erklärst Du.“ Er wolle wissen, warum im Landtags-Handbuch Rauswurf und Wiedereintritt in die SPD verschwiegen seien. „Ein Parteiausschlussverfahren ist keine Nebensächlichkeit.“ Den Verweis auf das Internet würde er „bei anderen auch nicht akzeptieren“. Manchmal sei Nachdenklichkeit besser als „Sachbücher mit Schaum vor dem Mund zu schreiben“, meint Eggert mit Verweis auf Nolles Buch „Sonate für Blockflöten und Schalmeien“.

Der meinte gestern, es sei längst alles gesagt. Und fügte schmunzelnd hinzu: Er verfolge lieber, wie oft sein Name gerade auf dem CDU-Parteitag fällt.
Sven Heitkamp