Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 22.12.2008

Gutes Geld

Kommentar von Gerhard Jakob
 
Kennen Sie den Unterschied zwischen dem Sozialismus und dem real existierenden Kapitalismus? Im Sozialismus wurden Betriebe erst verstaatlich und dann an die Wand gefahren. Im Kapitalismus ist es andersrum ...

Hahaha- selten so gelacht! Wenn einem dabei nur nicht die Freude im Halse stecken bleiben würde. Seit Kurzem wird der Alt-Kalauer in einer Geschwindigkeit von der Realität eingeholt, die atemberaubend ist. Eingeholt? Ach was - überholt, um Längen.

Hypo Real Estate, Commerz-Bank, VW-Bank... Mit Hunderten Milliarden muss und wird allein in Deutschland der Staat noch einspringen, um Heiße-Luft Unternehmungen und mit ihnen möglichst viele Jobs zu retten. In den USA und anderen Staaten sieht's ähnlich aus. Im Fall Qimonda geht's momentan zwar „nur" um ein paar Hundert Millionen Euro. Aber das Szenario ist immer dasselbe:

Entweder haben die Herren Wirtschaftskapitäne in ihrer gottähnlichen Weisheit Milliarden verzockt, die ihnen gar nicht gehören (Banken), oder Milliarden in den Sand gesetzt, mit Produkten, die keiner braucht (US-Automobilindustrie). Und ist die Karre im Dreck, wird Vater Staat um Hilfe gerufen.

Mit welcher Chuzpe die Weltenlenker der sogenannten freien Wirtschaft dabei vorgehen, zeigt der Fall Qimonda. „Dresdner Chip-Werk gerettet", lautet die erlösende Nachricht von heute. Ja, aber von wem? Bestimmt nicht von denjenigen, die die eigentliche Verantwortung für die Tausenden von Arbeitsplätzen tragen, den Chefs des Mutterkonzerns Infineon. Das nötige Kleingeld kommt zum größten Teil- und malwieder - aus öffentlichen Kassen. Infineon selbst ließ sich nach langern Bitten und Zaudern gnädig dazu herab, 75 Millionen Euro rauszurücken. Selbstverständlich nur als Kredit.

Bleibt zu hoffen, dass die „Rettung" mehr ist als eine Finanz-Transfusion, - die das Werk bis nach dem Superwahljahr 2009 am Leben erhalten soll. Ob hier gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen wird, muss sich erst noch zeigen.