Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 23.12.2008

Kündigungen trotz Rettungspaket

Qimonda-Betriebsrat: Stellenabbau wird fortgesetzt / IG Metall sieht Management in der Pflicht
 
Dresden/Leipzig (wer/dpa). Trotz eines Rettungspakets über 325 Millionen Euro erhalten Mitarbeiter der Qimonda-Fabrik in Dresden ihre Kündigung. Das Unternehmen will in den nächsten Monaten etwa ein Drittel der 3000 Arbeitsplätze streichen. Der Stellenabbau war bereits vor Wochen beschlossen worden. Die IG Metall kritisierte das Vorhaben.

Die Unternehmensleitung müsse „mit aller Macht“ versuchen, „das Know-how in Dresden zu halten“, forderte Gewerkschaftsfunktionär Wigand Cramer. Ein Abbau von 950 der 3000 Stellen in Werk könne für die weitere Entwicklung des Standortes zu viel sein. Vertreter des Unternehmens betonten aber bereits mehrfach, dass sie am Sparkurs festhalten wollen. „Die Kündigungswelle bleibt, leider“, sagte Dresdens Betriebsratschef Martin Welzel. Deshalb sei gestern in der Belegschaft auch „auch kein Jubel ausgebrochen“. Trotz des Rettungspakets.

Am Sonntag hatten Vertreter von Politik und Unternehmen die Hilfe für Qimonda präsentiert. Das Unternehmen leiht sich insgesamt 325 Millionen Euro: von Sachsen 150, von Portugals Investitionsbank 100 und vom Haupteigentümer, dem Konzern Infineon, 75 Millionen Euro. „Mit diesem Paket sind wir gerettet“, sagte Welzel. Die Mitarbeiter seien erleichtert und „blicken optimistisch nach vorn“.

Cramer äußerte sich skeptischer. Qimonda besäße eine exzellente Technologie. Deshalb sei es richtig, dass der Staat helfe. „Jetzt ist das Management gefragt.“ Der Vorstand müsse einen strategischen Partner für den Chiphersteller finden, über den sich das Unternehmen den asiatischen Markt erschließen könne. „Dieses Problem muss gelöst werden.“ Andernfalls komme Qimonda nicht aus der Krise. Das Unternehmen hingegen teilte mit, dass die Zukunft gesichert sei. Mit dem Kredit über 325 Millionen Euro sei der Chiphersteller „gut aufgestellt“, sagte ein Firmensprecher.

Über die Staatshilfe verhandelten Vertreter von Politik und Unternehmen gestern weiter. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums sollten Details geklärt werden, unter anderem die Frage, zu welchen Konditionen Qimonda sich das Geld leiht. Auch soll dem Unternehmen die Zusage abgenommen werden, dass die Firmenleitung das Geld des Freistaates nur für den Standort in Dresden einsetzt. „Die sächsische Staatsregierung muss jetzt ihren politischen Einfluss auf wichtige Entscheidungen des Managements geltend machen“, forderte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Nur so können die Zusagen der Qimonda AG für die am Standort neu entwickelten Technologien sicher gestellt werden.“

Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) stellt die Einzelheiten des Rettungspakets heute der Landesregierung vor. Im Januar soll sich der Landtag damit beschäftigen und dem Rettungspaket seinen Segen geben. Wann die EU über die Genehmigung entscheidet, ist unklar. Sie wacht darüber, dass Staatshilfen den freien Wettbewerb in Europa nicht behindern. Nach Angaben einer Sprecherin ist die Kommission über Teile der Staatshilfe aber bereits informiert.

Qimonda beschäftigt weltweit mehr als 12 000 Mitarbeiter. In den ersten neun Monaten des vergangenen Geschäftsjahres machte das Unternehmen einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro. Die Bekanntgabe der Zahlen für die gesamten zwölf Monate wurde auf voraussichtlich Mitte Januar verschoben. Haupteigentümer des Unternehmens ist Infineon. Der Konzern besitzt rund 77 Prozent der Aktien, sucht aber einen Käufer dafür.