Karl Nolle, MdL

FAKTuell, die Online-Zeitung, 03.05.2001

Auf ein Wort...

Karl Nolle, Wahldresdener wie die Biedenkopfs, ist durchs Feuer gegangen.
 
DRESDEN. Sie haben ihn verspottet, verhöhnt und oft genug im Regen stehen lassen. Auch in der eigenen Partei. Nicht leicht für einen wie Nolle, der auch mit 56 noch Ideale lebt, die von den meisten Machern spätestens nach Abschluss der Lehre als unnötiger Ballast abgelegt werden.

Nolle hat das, was man altmodisch Anstand nennt...

...und, wie man hier im Osten sagt: "Einen Arsch in der Hose", wenn er sieht, dass andere sich unanständig verhalten. Klar, das Karl Nolle ohne Rücksicht auf persönliche Nachteile den Selbstbedienungsladen der Biedenkopfs schließen lassen will.

Irgendwer muss die Courage aufbringen und sich dem "Kleinen König" und seinem Hofstaat entgegenstellen. Aufbegehren - gegen den sich überall zeigenden vorauseilenden Gehorsam, der Blind und Stumm zu machen scheint.

Wer sonst, wenn nicht Nolle?

Über den ein prominenter CDU-Politiker, nicht ohne Anerkennung gesagt hat:

"Nolle ist der letzte echte Juso. Der weigert sich einfach die Realitäten hinzunehmen. Der ist so sozial, dass es selbst der SPD Angst und Bange wird..."

Mittlerweile sind es gerade die CDU-Mitglieder, die Nolle mit Informationen über die Selbstbedienungsmentalität und den selbstherrlichen Führungsstil von Kurt Biedenkopf versorgen. Ob das aus selbstloser sozialer Verantwortung oder parteiinternen Machtspielchen geschieht, kann man getrost ignorieren.

"Mancher ist ehrlich betroffen und entsetzt," glaubt Nolle.

Jetzt hat Nolle einen Etappensieg zu verbuchen.

Von der Staatsregierung lange übersehen, hat sich die Familie Biedenkopf anscheinend privat Vorteile und Dienstleistungen gegönnt, für die sie eigentlich selbst zu bezahlen hatte. Dienstwagen, Hubschrauber, Personal. Alles Dinge, die dem Ministerpräsidenten Biedenkopf zustehen. Unbenommen.

Was allerdings jegliche demokratische Grundregeln verletzt, wenn die Familie Biedenkopf darüber kostenlos verfügen sollte. Klar, dass die Staatskanzlei das lange Zeit nicht wahrnehmen wollte. Vom "unsäglichen" Nolle sprach man von Seiten der Staatsregierung, wenn "die Ein-Mann-Opposition" nicht locker ließ und Rechenschaft einforderte.

Heute liest sich das ganz anders. Zum Beispiel in der Frankfurter Rundschau:

Die sächsische Landesregierung hat Missmanagement beim Betrieb der Dresdner Dienstvilla von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) zugegeben. Der Chef der Staatskanzlei, Georg Brüggen, sagte bei der Vorstellung eines Prüfberichts am Mittwoch in Dresden, Biedenkopf müsse für den Einsatz von Mitarbeitern in seinem Privathaus am Chiemsee und für die Nutzung von Dienstfahrzeugen durch seine Frau Ingrid Nachzahlungen leisten.

Der Staatskanzleichef (Georg Brüggen) sagte, Ingrid Biedenkopf habe in der Dienstvilla geschaltet und gewaltet wie ein Kompaniefeldwebel. Um alles habe sich die 70-Jährige gekümmert. In einem Fall habe Ingrid Biedenkopf Miete für Verwandte nachzahlen wollen, die in Räumen des Landesregierung untergebracht worden seien. Es seien aber keine Zahlungen eingegangen, "die Spur hat sich verwischt."

Andere Spuren sind deutlicher:

Nach Auffassung eines Miet-Gutachters unterliege die Dienstvilla der Mietpreisbindung. Dann seien die gezahlten 8,15 Mark pro Quadratmeter zu viel gewesen. Tja, wer würde nicht gerne die 1.222,50 DM Monatsmiete für Biedenkopfs Villa zahlen, mit denen dieser laut Gutachter noch finanziell überfordert wurde? Biedenkopf offensichtlich.

Denn: Zudem sei der Experte zum Ergebnis gekommen, dass bei der Berechnung der Miete statt 150 nur 130 Quadratmeter hätten zu Grunde gelegt werden dürfen. Bezogen darauf habe Biedenkopf von 1997 bis heute rund 16.800 Mark zu viel entrichtet.

Schließen wir uns der "Ein-Mann-Opposition" Karl Nolle an, und fordern:

Herr Biedenkopf - zur Kasse bitte!!!
(Christopher Ray) http://www.faktuell.de/Impressum/Leitartikel.shtml