Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 23.01.2009

Qimonda-Rettung droht endgültig zu scheitern

Der angeschlagene Chiphersteller benötigt offenbar weitere 300 Millionen Euro.
 
Dresden. Die Situation des angeschlagenen Chipherstellers Qimonda spitzt sich zu. Gestern sickerte durch, dass die Tochter des Halbleiterkonzerns Infineon kurzfristig weitere 300 Millionen Euro benötigt. Der zusätzliche Finanzbedarf verringert die Chancen, dass das Dresdner Qimonda-Werk mit derzeit 3 000 Mitarbeitern noch gerettet werden kann. Qimonda-Sprecher Ralph Heinrich verwies gestern lediglich auf frühere Mitteilungen des Unternehmens, nach denen im ersten Quartal 2009 „Liquiditätsengpässe“ möglich seien.

Sachsens Landesregierung wollte sich nicht zum Stand der Verhandlungen mit Qimonda äußern. Regierungssprecher Peter Zimmermann bezeichnete die Gespräche als „nicht ganz so einfach“. Eine für gestern geplante Landtagsdebatte über die Qimonda-Rettung wurde abgesetzt. Der Sprecher von Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) begründete dies mit einer „Zwickmühle“. Hätte der Minister präzise Angaben gemacht, so hätte er gegen die vereinbarte Vertraulichkeit verstoßen und sich vermutlich strafbar gemacht.

Unterdessen gehen die betriebsbedingten Kündigungen bei Qimonda weiter. Belegschaftsangehörigen zufolge müssen derzeit Schwangere, Behinderte und Mitarbeiter in Elternteilzeit gehen. Dresdens Qimonda-Sprecherin Anja Berger sagte: „Wir schließen generell keine Personengruppe vom Personalabbau aus.“

Entgegen des gestrigen SZ-Berichts, wonach die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG kein Testat für den Jahresabschluss 2007/2008 von Infineon geben wolle, liegt dieser tatsächlich testiert vor. „Wir haben am 29. Dezember einen von der KPMG testierten Jahresabschluss veröffentlicht“, sagte Konzernsprecher Kay Laudien.
Von Annette Binninger und Ulrich Wolf