Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 26.01.2009

Qimonda wehrt sich gegen Vorwürfe

Insolvenzverwalter will Dresdner Mitarbeiter über Situation des Unternehmens informieren
 
München/Dresden (dpa/ddp/wer). Das Management des insolventen Speicherchiphersteller Qimonda hat Vorwürfe der Politik zurückgewiesen, die Rettung des Unternehmens verhindert zu haben. Insolvenzverwalter Michael Jaffé will morgen die Dresdner Qimonda-Mitarbeiter über die weiteren Möglichkeiten informieren. Die Pleite belastet auch die Konzernmutter Infineon.

Ein Sprecher Jaffés kündigte an, dass der Insolvenzverwalter spätestens in drei Monaten ein Konzept vorlegen wolle. In der kommenden Woche seien Gespräche mit der sächsischen Regierung geplant. Priorität habe die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter sowie die Fortführung der Produktion. Heute beraten Vertreter des Unternehmens, des sächsischen Wirtschaftsministeriums und der Arbeitsagentur darüber, wie den Beschäftigten geholfen werden kann.

Qimonda hatte Freitag Insolvenz angemeldet. Die Tochter des Münchener Konzerns Infineon schreibt seit längerem rote Zahlen. Das Unternehmen produziert Speicherchips für Grafikkarten und Rechenzentren, die Preise dafür sind weltweit deutlich gesunken. Die Einnahmen vieler Hersteller decken kaum die Produktionskosten. Qimonda beschäftigt in Dresden um die 3000 Mitarbeiter. Das Management hatte bereits vor Wochen angekündigt, fast 1000 Stellen zu streichen. Weltweit arbeiten 12 000 Menschen für das Unternehmen.

Über mehrere Wochen verhandelten Vertreter von Qimonda und Infineon mit der Regierung Sachsens über eine Rettung des Chipherstellers. Der Freistaat bot einen Kredit über 150 Millionen Euro an. Weitere 100 Millionen sollten aus Portugal kommen, wo Qimonda ein Werk betreibt. Außerdem wollte sich Infineon mit 75 Millionen Euro an der Hilfe beteiligen. Die Hilfe des Staates ist aber vor allem in der sächsischen CDU umstritten.

Nach Informationen der Welt am Sonntag hatte der Konzern bereits Ende Dezember mit ersten Über- weisungen aus dem Hilfspaket gerechnet. Wegen der Verzögerung habe das Management Investitionen nicht vornehmen und so die Produktionskosten nicht drücken können. Zudem waren die Preise für Speicherchips weiter gesunken. Dadurch entstand im Rettungskonzept eine Lücke von 300 Millionen Euro.

Davon hätte Qimonda nach Angaben eines ungenannt bleibenden Managers 100 Millionen Euro beisteuern können. Ihm zufolge hätte eine zusätzliche Bürgschaft über 200 Millionen Euro die Insolvenz vermieden. „Die Bürgschaft hätte uns Spielraum verschafft. Dann wäre Zeit gewesen, bis Ende Februar das Rettungspaket über 325 Millionen Euro zu schnüren“, sagte der Manager. Politiker und Gewerkschafter hatten dagegen dem Qimonda-Management die Schuld an der Pleite gegeben.

Die Insolvenz des Unternehmens trifft auch den Mutterkonzern. Durch die Notlage seines Ablegers drohen dem Halbleiterkonzern Belas- tungen für Abfindungen, Kartell- verfahren oder die Rückzahlung von öffentlichen Fördermitteln. „Die Belastungen treffen uns, sie sind aber nicht bedrohlich“, sagte ein Infineon-Sprecher. Analysten schätzen die Schadenssumme auf bis zu 280 Millionen Euro.