Karl Nolle, MdL

BILD Dresden, 09.02.2009

Was erlauben Nolle?

Der selbst ernannte Chefaufklärer der SPD will jetzt alle sächsischen Politiker auf ihre SED- und DDR-Vergangenheit prüfen. Dabei verschweigt er selbst so einiges!
 
Dresden. - Er hebt den moralischen Zeigefinger hoch, sehr hoch: der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle (63, SPD). Im März veröffentlicht er ein Buch*, in dem er 100 sächsischen CDU-Politikern ihre „Blockflöten-Vergangenheit" nachweisen will.

„Es geht um CDU-Landräte, die früher in der SED waren und Bundes- und Landtagsabgeordnete, die z.B. verheimlichen, dass sie etwa für die Ost-CDU 1.Sekretär des Rates des Kreises waren", erklärt Nolle kämpferisch.

Ministerpräsident Stanislaw Tillich (49, CDU) war Nolles erstes "Enthüllungsopfer". Ihm warf er im November 2008 vor, verschwiegen zu haben, dass er bis 1989 Chef für Handel und Versorgung im Rat des Kreises Kamenz war. In Nolles Augen ein system- und SED- naher Job (BILD berichtete).

Jetzt kommt aber raus, dass auch Nolle unangenehme Abschnitte seiner West-Vergangenheit verschweigt. Ex-Innenminister Heinz Eggert (62, CDU): „Weder im Landtagshandbuch noch auf der Internetseite des Landtages veröffentlicht Nolle, dass er schon mal aus der SPD rausgeworfen wurde, weil er in Hannover, von wo er stammt, dazu aufrief, die Grünen zu wählen."

Außerdem war Nolle Ende der 60er „Aktivist" der linken, gewaltbereiten Außerparlamentarischen Opposition, kurz: APO. Die APO warf Steine, verübte Brandanschläge und verprügelte Uni-Professoren. Die APO wurde u.a. von des Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) finanziert. Die wiederum bekam viel Geld von der SED-Führung.

Eggert: „Man kanr nicht DDR-Biografien niedermachen, wenn man selbst Dreck am Stecken hat. Nolle ist zum Schlammwerfer geworden, weil er noch nie von den Bürgern direkt gewählt wurde. Dieses Buch wird seiner Partei, der SPD, nachhaltig Schaden zufügen."

Karl Nolle weist mangelnde Transparenz zurück: „Ja, ich habe bei der APO mitgemacht, aber nie Steine geworfen. Auf meiner persönlichen Internetseite steht alles drauf." Nur, welche Seite klickt man an, wenn man etwas über Politiker finden will? Eggert: „Zuerst doch die vom Landtag. Oder?"
Von Andreas Harlaß

*Sonate für Blockflöten und Schalmeien», ca. 300 Seiten


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3 Bildunterschriften von Herrn Harlaß

Wo es was zu enthüllen gibt, ist Karl Nolle (63) vorn dabei. So auch 2002, als Kurt Biedenkopf (79, CDU) über mehrere Skandale stürzt. Und auch aktuell in der sächsischen Aktenaffäre (Foto), in dessen Untersuchungs-Ausschuss
Nolle sitzt.

1981 hat Karl Nolle (li) eine Druckerei in Hannover. Einer seiner Partner ist der spätere Kanzler Gerhard Schröder. 1986 fliegt Nolle aus der SPD

Die 68er Jahre. Studenten gehen auf der Straße, Fahnen brennen. Auch Nolle hat bei der APO mitgemacht: „Aber ich habe nie Steine geworfen"