Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 10.02.2009

Ein neues Buch über alte Affären

In den neuesten Produkt des Autoren Jürgen Roth geht es auch um den sogenannten Sachsensumpf.
 
Das ärgerliche an dem Buch sind nicht in erster Linie die sachlichen Fehler. Dass der sächsische CDU-Politiker Steffen Heitmann zwei Mal als ehemaliger Innenminister bezeichnet wird, obwohl er tatsächlich Justizminister war, ließe sich als Panne abtun. Auffällig ist vielmehr die Wiederholung altbekannter Thesen von der „Übereinstimmung zwischen mafioser Kultur und politischem Handeln“ in Sachsen, die sich wie ein roter Faden durch das letzte Kapitel des neuen Produkts von Jürgen Roth zieht. „Mafialand Deutschland“ heißt sein Buch, das er gemeinsam mit Klaus Jansen, Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, gestern in Berlin vorstellte. Es geht um die italienische und um die russische Mafia und um „das sizilianische Syndrom in den neuen Bundesländern“ am Beispiel von Brandenburg und Sachsen.

Neue Enthüllungen über Sachsen bietet das Buch nicht. Der Autor listet die altbekannten Affären und Skandale auf: die sogenannte Korruptionsaffäre und ihre Aufarbeitung, die Geschichte der Ost-CDU, die Affäre um den Bau des Behördenzentrums Paunsdorf bei Leipzig, die Ermittlungen gegen den früheren Wirtschaftsminister Kajo Schommer, die Kritik eines Richterverbandes an Justizstaatssekretärin Gabriele Hauser.

Roth hat in dem Buch keine neuen Beweise für die angebliche Verstrickung von Richtern und Staatsanwälten ins Leipziger Rotlichtmilieu vorgelegt. Stattdessen zitiert er immer wieder Zeitungsberichte, Anwälte und Politiker wie den Landtagsabgeordneten Karl Nolle (SPD), die sich kritisch mit der Politik im Freistaat auseinandersetzen. In den Passagen, in denen Roth konkreter wird, arbeitet er meistens mit anonymen Quellen. „Doch ein Bundesminister habe mit einigen anderen Politikern aus dem Leipziger und Dresdner Raum über die Bundesregierung durchgesetzt, dass die Bundesanwaltschaft nicht ermitteln darf“, heißt es an einer Stelle zum Thema „Korruptionsaffäre“. Ein schwerwiegender Vorwurf gegen die Politiker, der Konsequenzen haben müsste.

Doch Buchautor Roth hilft dem Leser nicht weiter. Er schreibt weiter: „Das wird sich nie beweisen lassen, weil die Quelle in der Bundesanwaltschaft dadurch massive Probleme bekommen würde, und so gesehen bleibt es ein Gerücht von vielen, die damals in Sachsen in Umlauf waren.“
Von Karin Schlottmann, Berlin

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Jürgen Roth, Mafialand Deutschland, Eichborn-Verlag, 320 Seiten, 19,95 Euro