Karl Nolle, MdL

Agenturen, dpa, 16:20 Uhr, 17.02.2009

CDU-Generalsekretär: Vergebung für Täter des DDR-Systems möglich

 
Dresden (dpa/sn) - Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer will auch Tätern des DDR-Regimes verzeihen, wenn sie Unrecht bereuen. «Es gab keine kollektive Schuld der DDR-Bürger, sondern immer individuell Opfer und Täter. Ich bin für eine sachliche Diskussion und halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass Tätern vergeben werden kann», erklärte Kretschmer am Dienstag in einer Stellungnahme. Voraussetzung sei ein Eingeständnis. In der «Leipziger Volkszeitung» wurde der 33-Jährige mit dem Begriff von der «kollektiven Vergebung» zitiert. Im Jahr 2009 dürften Menschen nicht nur an ihrer Rolle zu DDR-Zeiten gemessen werden. Entscheidend sei, was sie danach gemacht hätten. «Das gilt gleichermaßen für alle, ob SED oder Block-CDU.»

Hintergrund ist eine Diskussion um die DDR-Vergangenheit von CDU- Politikern in Sachsen. Auch Ministerpräsident Stanislaw Tillich war ins Kreuzfeuer geraten, weil er eine frühere Tätigkeit in einer staatlichen Behörde nur unvollständig offenbart haben soll. Der SPD- Parlamentarier Karl Nolle möchte rund 100 Biografien demnächst in einem Buch veröffentlichen. Damit will er deutlich machen, dass viele Christdemokraten der DDR keineswegs so kritisch gegenüberstanden, wie im Rückblick dargestellt. «Leute wie Karl Nolle haben die DDR nicht erlebt. Sie vergiften mit ihren Vorwürfen das Klima und verhindern eine offene geschichtliche Auseinandersetzung, in der der Einzelne auch Fehler zugeben kann», sagte Kretschmer.

«Auch 20 Jahre nach der friedlichen Revolution dürfen wir nicht zulassen, dass Opfer und Täter in der öffentlichen Diskussion miteinander vertauscht werden», betonte Kretschmer. Er habe große Achtung vor all denen, die in der DDR in der Opposition standen und dabei auch persönliche Nachteile und Repressalien in Kauf nahmen. «Gleichzeitig werden wir aber nicht zulassen, dass all jene, die weniger mutig waren und für sich und ihre Familien ein normales Leben zu organisieren versuchten, als Duckmäuser, Mitläufer oder sogar Unterstützer dieser Diktatur hingestellt werden.»

Die Dresdner SPD-Chefin Sabine Friedel zeigte sich überrascht: «20 Jahre lang hat die CDU grundsätzlich alles verteufelt, was aus der DDR stammte.» Sie habe alle ehemaligen SED-Mitglieder als Stützen des Systems abgelehnt. Nun solle allen SED- und Blockparteimitgliedern ein Persilschein ausgestellt werden. Kretschmer schieße weit über das Ziel hinaus.

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dpa su yysn z2 sb
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