Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 22.03.2009

Die Hoffnung stirbt. Zuletzt.

Lockes Landtag, Kolumne von Stephan Locke
 
Vergangene Woche haben wir die CDU-Abgeordneten hier ein bisschen viel gelobt Deshalb greifen wir diese Woche das Angebot gern auf, auch mal zu kritisieren. „Für Anregungen und Kritik sind wir sehr dankbar, schrieb die Unions-Fraktion in einer SMS, in der sie für ihr neues Internet Info Magazin „Sachsens Mitte - digital" warb.

Blatt-Kritik für die Union? Machen wir doch glatt! Los geht's mit Seite 1. „Die Saat des Spalters Nolle darf nicht aufgehen", lautet die Schlagzeile über einem Leitartikel von Fraktionschef Steffen Flath, früher Landwirtschaftsminister, und das ist schon mal ganz geschickt Denn SPD-Mann Karl Nolle ist zwar auf Diät, aber noch immer eine doppelte Portion, eine Art Großbauer also, der reichlich Unfrieden säen kann.

Das ist ein Aufreger, der den gemeinen CDU-Leser zum Kochen auf voller Flamme bringt. Thema und Überschrift also völlig i.O. und auch der Text liest sich richtig flüssig. Dort setzt sich Flath mit der von Nolle heraustrompeteten, aber noch immer nicht erschienenen Komposition „Sonate für Blockflöten und Schalmeien" auseinander.

Flaths populäre These: Wenn der Wessi Nolle die einstige Ost-CDU kritisiert, bringt das die Leute hier gegen Wessis auf, ergo baut Nolle die Mauer (in den Köpfen!) wieder auf. Dabei dürfe doch, fließt es leicht sämig aus der Fraktionsvorsitzenden-Feder, „20 Jahre nach der friedlichen Revolution die Herkunft Ost oder West keine Rolle mehr spielen".

Genau! Mit diesem Argument hat die Sachsen-CDU ja auch ihren Spitzen-Wessi abgesetzt und sich einen Landsmann zum Chef gewählt. Das ist übrigens auch das einzige, was wir kritisieren: Seit Georg Milbradt oder der Sachsenschorsch, wie wir ihn nennen, nicht mehr da ist, läuft in der Union alles viel zu glatt.

Selbst der Regierungssprecher trug neulich statt des Sachsen-Wappens am Revers einen „Alles wird gut"-Anstecker. Wenn das das neue Regierungs-Motto ist, schieben wir, sozusagen als Anregung, noch nach: „Die Hoffnung stirbt. Zuletzt."