Karl Nolle, MdL

www.pr-inside.com, 27.03.2009

Eine nüchterne Analyse der DDR scheint noch immer schwierig zu sein

Sellering, Nolle und die Täter-Opfer-Symbiose der Blockflöten
 
Mit seinen differenzierten Äußerungen zum Staatswesen der DDR in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hat der Mecklenburg-Vorpommersche Ministerpräsident Erwin Sellering im Super-Erinnerungsjahr heftige Reaktionen insbesondere bei den bürgerlichen Parteien ausgelöst.

Für Rudolf Homann, SPD-Politiker aus dem sächsischen Roßwein und Autor von Internetmagazinen wie Politik-Poker.de, zeigt sich hier ein bekanntes psychologisches Phänomen. Wer sich erinnert, kann ganz schnell einer Selbsttäuschung unterliegen. Die unangenehmen Teile der Realität werden verdrängt. In diesem Fall sei das die eigene Blockflöten-Vergangenheit insbesondere der CDU.

Die groteske Folge. Der eine Teil der Partei beschimpft Erwin Sellering für „relativierende Äußerungen“ über den Unrechtsstaat DDR, während der andere Teil den sächsischen Abgeordneten Karl Nolle (SPD) dafür beschimpft, dass er angeblich nicht relativiert. Nolle deckt in seinem im April erscheinenden Buch SONATE FÜR BLOCKFLÖTEN UND SCHALMEIEN die peinliche DDR-Vergangenheit sächsischer CDU-Größen auf. Allein die Ankündigung der Veröffentlichung versetzte die Sachsen-Union derart in Aufregung, dass ihr Generalsekretär Michael Kretschmer dem Druckereiunternehmer Nolle das Recht absprach, sich als „Wessi“ überhaupt zur DDR-Vergangenheit äußern zu dürfen.

Auch hier eine interessante Parallele zu Mecklenburg_Vorpommern. Der dortige Landeschef der Jungen Union, Marc Reinhardt, bezeichnete es als anmaßend, dass sich Sellering, der nach der Wende aus Nordrhein-Westfalen in den Osten gekommen war, über eine nicht erlebte Vergangenheit derartig äußere.

Da wundert es nicht, dass die Nordost-CDU sich zu Nolle nicht äußern mag und die Sachsen-CDU nicht zu Sellering. Homann dazu: „Die Union wäre gut beraten, 20 Jahre nach der Kehre das Paradoxon aufzulösen, wie sie es schafft, gleichzeitig innerhalb und außerhalb des Glashauses zu sitzen und von beiden Seiten mit Steinen zu werfen.“

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