Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 29.03.2009

Eine Nacht in Las Vegas mit Angela Merkel zum Ankreuzen

Sächsisch betrachtet von Annette Binninger
 
In der Hitze des Gefechts kann schon mal was schiefgehen. Warum soll das nicht auch für Parteizentralen gelten. Die sind jetzt bereits im großen Wahlkampf-Stress. Nur so ist es zu erklären, warum vor Kurzem ein Wahlwerbe-Brief der Berliner CDU-Zentrale ausgerechnet auf den Tisch der sächsischen Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange flatterte. Das wäre ja noch nicht weiter schlimm gewesen. Doch die Frau ist überzeugte Sozialdemokratin. Sie möge doch, so legte es der Brief nahe, mithelfen bei der Wiederwahl von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Ein Foto samt Statement für die CDU-Internet-Seite sollte die SPD-Ministerin zur Verfügung stellen. Dabei ließ ihr die Unions-Zentrale freundlicherweise die Wahl. Per Kreuzchen kann sie entscheiden zwischen „Ich will, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt, weil ...“ oder „Ich wähle CDU, weil ...“. Am nächsten an die Lebenswirklichkeit einer Sozialdemokratin dürfte zweifellos dieser Satz herankommen: „Die Politik von Angela Merkel hat mein Leben verändert, weil ...“.

Nach bisher unbestätigten Informationen aus Unionskreisen soll SPD-Ministerin Stange das CDU-Schreiben noch nicht beantwortet haben. Das kann eigentlich nur einen Grund haben: Die Ministerin ist noch unschlüssig, was sie ankreuzen soll. Es könnte aber auch daran liegen, dass ihr einfach nichts einfällt, wie sie diesen Satz vervollständigen könnte: „Ich bin CDU-Politikerin geworden, weil ...“.

WARUM nur bin ich Politiker geworden? Das fragt sich auch mancher Landtagsabgeordnete. Ständig Diäten, wenig Bewegung. Und dann diese vielen, langweiligen Sitzungen. Und erst diese komplizierten Untersuchungsausschüsse! Da kommt jede Abwechslung recht. Hier eine kleine Szenenbeschreibung aus dem Aufklärungsgremium des Landtags zum „Sachsen-Sumpf“: Während die Kollegen Abgeordneten gerade versuchen durch Befragung des Zeugen aufzuklären, sind zwei Volksvertreter intensiv in eine Zeitschrift vertieft, einer liest ein Abenteuer-Buch.

Unterdessen serviert der Abgeordnete Peter Schowtka (CDU) jede Stunde dem Zeugen Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) freundlich eine Tasse Kaffee. Doch nicht einmal davon lässt sich die CDU-Abgeordnete Rita Henke mit ihrem kleinen Taschenbuch aus der Ruhe bringen. Dessen Titel ließ allerdings vermuten, Frau Henke gehöre eher in den Untersuchungsausschuss zur Landesbank. „Nacht in Las Vegas“, hieß es.