Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 22.06.2009

Affäre Tillich: Wo sind die Akten aus dem Kreisarchiv?

 
DRESDEN - Die neuen Enthüllungen über die Tätigkeiten von MP Stanislaw Tillich (CDU) während seiner Zeit als CDU-Kreisrat, seine Zustimmung zu zwei Zwangsenteignungen und den heutigen Umgang damit, werfen weitere Fragen auf. Politiker aller Parteien fordern Aufklärung (Morgenpost am Sonntag). Andre, Ilahn (Linke) erwartet vom MP am Mittwoch sogar eine Erklärung im Landtag.

Grund der Aufregung ist nicht die Zustimmung Tillichs zu zwei Zwangsenteignungen im Juli und Dezember 1989, sondern die offenbare Verschleierung heute. Denn Akten über die Dezember-Enteignung sind plötzlich aus dem alten Kreisarchiv Kamenz verschwunden, die Staatskanzlei wurde über Recherchen einesKorrespondenten informiert. Es gab dafür eine Dienstanweisung des Bau tzner Landrates.

Interessant ist die Zustimmung Tillichs an den Enteignungen dennoch. Sagte der MP doch ursprünglich zu seinem CDU-Eintritt 1987: „Ich bin eingetreten, um Ruhe vor der SED zu haben." Später kam dann heraus, dass der MP aktiver als zugegeben und im Rat des Kreises als Vize für Handel und Versorgung zuständig war. Und nun kommen die Zwangsenteignungen mit seiner Zustimmung hinzu - selbst noch nach dem Fall der Mauer. CDU-Fraktions-Chef Steffen Flath versuchte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Verständnis für Tillich zu wecken: „Natürlich hat damals noch DDR-Recht gegolten." Im Übrigen sei auch der Rat des Kreises nur ausführendes Organ gewesen.

Dazu Klaus Bartl (Linke): „Bei der Linken gelten immer andere Maßstäbe: Wir waren Täter, die Block-CDU die Edlen. Herr Tillich soll doch einfach zu seinen Taten stehen, er war eben mit dabei."
Von Jens Jungmann