Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 02.07.2009

Ministerpräsident Tillich: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen"

 
DRESDEN - Seit zwei Wochen zieht sich die Debatte um fehlende Akten im Kreisarchiv Kamenz und die Zustimmung von MP Stanislaw Tillich (CDU) zu Zwangsenteignungen in seiner Funktion im Rat des Kreises 1989. Nun ergreift endlich der MP selbst das Wort und steht offen zu seiner Biografie.

Seit Wochen kein Wort von Stanislaw Tillich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Nun geht er in die Offensive: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen", sagt er. Über seine Biografie habe er im November alles gesagt, „vielleicht nicht oft genug." Dass er im Rat des Kreises als Vizechef gearbeitet hat, „ist Teil meiner Biografie." Heute würde er sich auch anders entscheiden.

Zu den verschwundenen Akten in Kamenz sagt Tillich: „Ich weiß nicht, was das für Akten sein sollen. Ich habe vom Landrat Eklig die Information, dass keine Akten fehlen." Er selbst könne sich an die Vorgänge 1989 nicht erinnern: „Ich habe damals weder Tagebuch geschrieben noch irgendwelche Aufzeichnungen. Ich weiß auch nicht, was in den Akten drin steht." Dass er an entsprechenden Zwangsenteignungs-Beschlüssen 1989 mitgewirkt hat, räumt er ein: „Auch das ist Teil meiner Biografie. Wenn nicht erfasst wurde, dass ich nicht mit am Tisch im Kreistag bei Abstimmungen saß, dann habe ich auch alles mitgestimmt. Das ist kein Ruhmesblatt gewesen, dass weiß ich." Tillich selbst weiß, dass seine Biografie Anlass zu Debatten gibt. „Dies ist Teil des deutsch-deutschen Vereinigungsprozesses." Kollegen aus den alten Bundesländernwürden ihm raten: „Mach Dir nichts draus, das ist eine typische Kampagne, die da läuft."

Übel nimmt er Karl Nolle (SPD), der die Debatte über Tillichs Vita mit seinem "Blockflöten-Buch" wieder ins Spiel brachte, dass Nolle darin Tillichs Familie zum Thema macht. „Ich kann das aushalten. Aber mit meiner Familie hat er sich öffentlich disqualifiziert." Sippenhaft gebe es nicht. Ebenfalls sei Nolte „völlig daneben" gewesen, als er Tillich am vorigen Freitag im Landtag beleidigte, als er ihn einen „serbischen Zauberwandler" nannte.
Jens Jungmann

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Anmerkung Karl Nolle: Tillich scheint sich in Selbstgesprächen mit sich selber zu befinden. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen." Ja, und?