Karl Nolle, MdL

LVZ/ DNN, 03.04.2001

Um es vorweg zu nehmen: Wer Kurt Biedenkopf als ablöst und wann

Derzeit wissen das nur die Götter
 
DRESDEN. Doch hat der große Herausforderer Georg Milbradt diese Woche zwei Punkte für sich verbuchen können. Zunächst verlegte der Landesvorstand der Union den für November geplanten Landesparteitag um zwei Monate nach vorn. Dies geschah ganz eindeutig nicht auf Wunsch des Ministerpräsidenten und seines treu ergebenen Parteichefs Fritz Hähle, sondern auf Druck der Basis, die auf Klärung der Nachfolgefrage drängt. Und dann hob jemand Milbradt auf den Schild, der "heute zweifellos beste Mann" für die Nachfolge zu sein, von dem man es sicher nicht erwartet hatte: Hans Geisler, Sozialminister und stellvertretender Ministerpräsident in Sachsen. Ein Mann, den in den vergangenen zehn Jahren große Besonnenheit und Sachverstand ausgezeichnet haben, dessen politische Karriere mit der Legislaturperiode beendet sein wird und der also keinerlei eigene Interessen vertritt; und ein Mann, der mit dem ehemaligen Finanzminister Milbradt manchen Etatstreit ausgefochten hat. Dieser Hans Geisler positioniert sich nun im Nachfolge-Gerangel. Da wundert es nicht, wenn Regierungssprecher Michael Sagurna sich zu erklären beeilt, Geisler habe das nur als Mensch und nicht als stellvertretender Ministerpräsident gesagt. Aber, wo ist da der Unterschied? Geisler hat es - wie man ihn kennt, nach reiflicher Überlegung - gesagt, und sein Wort hat Gewicht. Das allein zählt! Seine Ministerkollegen sind da zurückhaltender. Klar, sie möchten gern auch dem neuen Kabinett angehören. Egal, wer es leitet. Manche fühlen sich sogar zu Höherem berufen. Also Schweigen im Walde. Rößler, Tillich, Hardraht, Weber, de Maiziere - niemand möchte hinterher auf der Seite der Verlierer stehen. Um so bemerkenswerter das Bekenntnis der Abgeordneten Hermann Winkler und Wolfgang Nowak zu Milbradt. Da beide keine Naivlinge sind, kann man ihre Aussagen nur als couragiert bezeichnen.

ob es sich in ihrem Sinne auszahlt, wird der Parteitag im September zeigen. Dort fällt eine Vorentscheidung. Aber in den sechs Monaten bis dahin kann noch viel passieren. Insofern läßt sich die Vorverlegung auch anders interpretieren: weniger als kleinen Sieg für das Team Milbradt, sondern als Beruhigungspille, die das Team Biedenkopf seinen Kritikern verabreicht hat. Richtig taktiert hat am Ende der, der gewinnt.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende
Ihr Dirk Birgel

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: