BILD-Zeitung Dresden, 08.05.2001
Ingrid Biedenkopf: Miete kassiert - wo ist das Geld?
"Schwarz Kasse" gehörte doch Ingrid Biedenkopf
DRESDEN. Jetzt ist es amtlich: Die „schwarze Kasse“, die in der Politiker-WG Schevenstraße geführt wurde, gehörte Ingrid Biedenkopf (70), der Gattin des Ministerpräsidenten. Das bestätigt ein Regierungssprecher. Und: Ingrid Biedenkopf kassierte von Bewohnern Miete, reicht das Geld aber offenbar nicht weiter. Die Staatskanzlei: Bei uns ist nichts angekommen... Die neuen Vorwürfe
Die chaotische Kasse der Ingrid Biedenkopf (70), im Prüfbericht der Haushälterin angedichtet – jetzt kommt doch die Wahrheit an Tageslicht. Regierungssprecher Michael Sagurna (45) bestätigte gestern: „Es handelt sich tatsächlich um die Kasse von Frau Biedenkopf. Sie wurde nur deshalb nach ihrer Hauswirtschafterin benannt, weil auf deren Namen zuletzt ein Konnte eingerichtet Wurde.“
Über die Kasse wurden die einnahmen und Ausgaben der „Polit-WG“ in der Dresdner Schevenstraße abgewickelt. Hier wohnten neben den Biedenkopfs diverse Minister und Staatssekretäre.
Für jedes Frühstück, Mittagessen, jede Flasche Bier – kassierte Ingrid Biedenkopf jahrelang ab. Auch die Kosten für Staatsempfänge wurden über die Kasse abgewickelt, ebenso Abgaben der Bewohner für Wäsche und Personal (Koch, Putzfrau, Kellner). Der Regierungssprecher: „Frau Biedenkopf hat anfangs 1000 Mark eingezahlt. Damit ist jahrelang gearbeitet worden.“ Problem: Es existieren kaum Belege. Ob Steuern und Sozialversicherung für die Mitarbeiter bezahlt wurden – nach nachprüfbar. Schwarzarbeit?...
Andreas Waldow (41), Schwiegersohn von Frau Biedenkopf, wohnte auch monatelang hier. „Ich habe Miete an meine Schwiegermutter bezahlt“, sagte er BILD. Die Staatskanzlei bestätigte: „Frau Biedenkopf hat für ihn die Miete bezahlt“. Nun kommt jedoch heraus: In der Hauptkasse ist gar keine Miete eingegangen. Wo ist das Geld beblieben? Sagurna: „Frau Biedenkopf hat das vergessen...“
Heute will Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71, CDU) vor der Presse Stellung zu den Vorwürfen nehmen.
(Dieter Schlüter und Hans-Jörg Vehlewald)