Dresdner Morgenpost, 22.05.2001
Peinliche Posse
Kommentar von Peter Rzepus
DRESDEN. Was uns gestern im Paunsdorf-Untersuchungsausschuss geboten wurde, kann man selbst gutwillig nur als peinliche Posse bezeichnen. Wer auch immer in der Regierung an den Strippen zieht, lenkt leider auch, wie schon in der Affäre Biedenkopf, weiteren Spott auf Sachsen.
Das scheint auch der Ausschuss gemerkt zu haben. Denn als der Zeuge Michael Muster, dessen Anhörung bereits verschoben worden war, weil er sich wegen eines dringenden Urlaubs nicht genügend vorbereiten konnte, nun in Begleitung eines Anwalts (ungewöhnlich) sowie mit einem soliden Maulkorb (noch ungewöhnlicher) ausgestattet zum Kern der Sache nichts sagen wollte, platzte den Abgeordneten der Kragen. Sogar die CDU-Mehrheit (!) im Ausschuss forderte: Weg mit dem Maulkorb. Und: Weg war er.
Wer nun glaubte, jetzt ginge es endlich zur Sache, wurde aber enttäuscht. Denn nach langer Vorbereitung muss sich Muster nun erst darauf vorbereiten, die schlichte Frage zu beantworten, ob der Ministerpräsident auf das Paunsdorf-Projekt Einfluss genommen hat. So steht es zwar seit dem 14. April 2000 (!) im Untersuchungsauftrag des Landtages (Drucksache 3/1564), aber ein Jahr ist ja so kurz - und der Weihnachtsmann kommt schließlich auch immer völlig überraschend.
(Peter Rzepus)